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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 267
(PDF, 123 MB)
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Der letzte Offenburger Rabbi. -In memoriam Bernhard Gries (1917-1938)

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aber Wäsche und Schuhe etc. und Geld, dieses per Postanweisung erhalten.
Beachtet aber bitte Nummer 28346 Block 4a. Auch ins Paket keinen Brief
legen. Mit herzl. Grüße und Küsse an Euch, Onkel Josua, Zvi und Else,
Euer Bernhard".

1997 schrieb sein Bruder Heinz, der die Familiendokumente aufbewahrt:
„Diese Karte aus dem Konzentrationslager hat mein Bruder an meine Mutter
gerichtet, weil er nicht gewußt hat, was mit meinem Vater und mir geschehen
ist. So hat er uns mit unseren jüdischen Namen grüßen lassen, sowie
seine Freundin Else Auerbacher aus Dessau."

Doch Bernhard Gries wurde in Buchenwald ein Opfer des Holocaust.
„Seine Aktentasche und seine Uhr bekamen wir zurück" (Heinz Gries,
1997). Die Todesnachricht wurde dem Vater von einem anonymen Mithäftling
im Büro telefonisch mitgeteilt. Die Sterbeurkunde vom Standesamt
Weimar, am 8.12.38 ausgestellt, nannte für den „Seminarist Bernhard
Gries, mosaisch" den 6.12.38, 18.30 Uhr als Todesstunde in Weimar-
Buchenwald.

Der Vater erlitt daraufhin einen Zusammenbruch. Ein jüdischer Angestellter
der Firma, Günther Riesenfeld, holte den verplombten Sarg ab zur
Beerdigung auf dem jüdischen Friedhof in Beuthen.

„Breslau, den 21.12.38, Wallstr.14
Sehr geehrte Familie Gries!

Erst verspätet haben wir von dem tragischen Heimgang Ihres Sohnes
gehört. Es ist uns ein tiefes Bedürfnis, Ihnen auszusprechen, wie sehr wir
mit Ihnen leiden. Uns, seinen Lehrern, aber auch seinen Kameraden war
der liebe und ehrliche Junge, an dessen Begabung wir unsere Freude hatten
, derart ans Herz gewachsen, daß uns die furchtbare Nachricht zunächst
unfaßbar war. Das Bewußtsein, daß er bei all denen, die ihn gekannt, unvergessen
sein wird, möge Sie in dieser herben Fügung trösten!

Mit vorzüglicher Hochachtung

Das Dozentenkollegium des Jüdisch-Theologischen Seminars
i.A. Heinemann"

Nach der Beerdigung des Sohnes gelang der Familie im März 1939
doch noch die Emigration nach Australien.

Heinz Gries besuchte die Wirkungsstätten seines Bruders anläßlich einer
Europareise und kam dabei auch nach Offenburg. Dem Museum im Ritterhaus
übergab er dabei einige Dokumente, die nun an den jungen Rabbi
erinnern.

„Nun endlich bin ich in der Lage, Ihnen diese drei wichtigen Andenken
(Tonband, Fotografie der Synagoge, Karte aus Buchenwald) zu senden. Es


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