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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 299
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Eine katholische Kirche in evangelischen Landen

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Diesen Gedanken konnte man sich, zumal die Pfarrei Hönau tatsächlich
zu den schlecht dotierten gehörte, nicht verschließen. Deshalb stellte das
Ordinariat mit Erlaß vom 20.11.1862 für die Besorgung des Gottesdienstes
in Rheinbischofsheim und die Pastoration der dortigen Katholiken ein Honorar
von 200 Gulden43 in Aussicht und erließ für Rheinbischofsheim eine
eigene Gottesdienstordnung. Pfarrer Weiser wurde gleichzeitig angewiesen
, die Gottesdienste in der dortigen Kirche abzuhalten.

Im Oktober 1862 war die Rheinbischofsheimer Kirche zwar fertiggestellt
, aber noch nicht eingeweiht. Eine Einweihung war unter anderem
deshalb nicht möglich gewesen, weil die Kirche noch über keine eigenen
Paramente verfügte. Pfarrer Weiser hatte feststellen müssen, daß es nicht
machbar war, sämtliche zum Gottesdienst benötigten Gegenstände von den
meist selbst armen Nachbarpfarreien auszuleihen. Doch nicht nur die Kirchenrequisiten
fehlten, auch der vom Ordinariat zugesagte Altarstein ließ
auf sich warten. Im Zusammenhang mit der Vollmacht zur Altarweihe hatte
das Ordinariat mitgeteilt, daß ein konsekrierter - also vom Bischof geweihter
-, tragbarer Altarstein übersandt würde, und gleichzeitig darauf
hingewiesen, daß es ratsam sei, „den Tag der Benediction erst nach Eintreffen
des konsekrierten altare portatile zu bestimmen".

Da nun sowohl der versprochene geweihte Altarstein als auch die Paramente
fehlten, übte sich Pfarrer Weiser zunächst in Geduld. Im Verlauf der
nächsten Monate erhielt er nach und nach alle benötigten Requisiten geliefert
, allein der Altarstein kam und kam nicht. Über die Winterszeit fiel es
Pfarrer Weiser nicht so schwer, sich in Geduld zu fassen, im Februar 1863
griff er allerdings zur Selbsthilfe. Am Montag, den 16. Februar, weihte er
die neue Kirche ein und übergab sie damit dem Gottesdienst. In Ermangelung
des zugesagten geweihten Altarsteines hatte er „einen solchen für diese
Feierlichkeit aus hiesiger Pfarrkirche^ entliehen".

Für den Tag der feierlichen Kircheneinweihung hatte man das äußere
Portal der Kirche durch einen großen Mooskranz und das Kircheninnere
durch dürre Blumen geschmückt. Damit die Kirchenweihe auch unter einer
gewissen Prachtentfaltung vonstatten gehen konnte, hatte man aus der fünf
Stunden entfernten Pfarrei Ulm bei Oberkirch ein paar Paramente entliehen
, die der Honauer Hermann Schmidt mit seinem Fuhrwerk herbei
brachte. Immerhin fünf Honauer Ministranten assistierten Pfarrer Weiser
an diesem Tag, an dem - nebenbei bemerkt - in Rheinbischofsheim die
erste heilige Messe seit der Reformation gefeiert wurde. Zur besonderen
Ehre Gottes ertönte erstmals das neue Orgelmelodium mit 5 Oktaven und
8 Registern, das man vom Freiburger Musikalienhändler Ruckmich zum
Preis von 238 Gulden 30 Kreuzer erworben hatte, und erstmals hatte der
neue, mit 14 Sängern besetzte Honauer Kirchengesangsverein einen
großen Auftritt.


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