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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 311
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„Das herabgekommenste Pfarrhaus im ganzen Bistum'

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es jede Vorstellung übersteige. Wenn man am Pfarrhaus nur oberflächlich
herumstreichen wolle, sei dies hinausgeworfenes Geld. Deshalb empfahl
das Bauamt, die Gemeinde aufzufordern, jede weitere Ausgabe für das
Gebäude zu vermeiden. Der Kath. Oberstiftungsrat in Karlsruhe schloß
sich dieser Meinung an und ließ der Gemeindeverwaltung eine entsprechende
Empfehlung zukommen.

Als nur ein Jahr später Pfarrer Steinbach18 seine künftige Wirkungsstätte
Hönau besuchte, traf er nach eigenen Worten in bezug auf das Pfarrhaus
auf „schauderhafte Zustünde". Tatsächlich hatte man zwar kosmetische
Maßnahmen getroffen, die Grundübel waren jedoch bestehen geblieben.
Das Bauamt äußerte erneut seine Meinung, daß es einer großen Bescheidenheit
und Selbstüberwindung bedürfe, in diesem Haus zu verharren. Erst
nach energischem Drängen führte man wiederum ein paar oberflächliche
Reparaturen durch. Die verwahrlostesten Zimmer wurden tapeziert und die
Hofmauer und der Locus instandgesetzt. Als im Jahre 1909 die Zimmerdecke
gerade über dem Stuhl herunterbrach, der vor dem Schreibtisch des
Pfarrers stand, ließ die Gemeinde die Decke neu verputzen. Bei dieser Gelegenheit
wurde das Zimmer auf Kosten des Baufonds tapeziert und die
ausgetretene Treppe zum Obergeschoß erneuert.

Die ganzen Arbeiten der vorhergegangenen Jahre erwiesen sich aber
immer mehr als Flickwerk, so daß Pfarrer Steinbach im April 1911 erneut
auf die Frage nach einer Gesamtrenovation zurückkam. Von den acht Zimmern
waren nur drei beheizbar. Daß zu den unbeheizten Räumen auch die
Schlafzimmer gehörten, war vor allem in kranken Tagen recht unangenehm
und sorgte auch dafür, daß der Pfarrer im Winter keinen Besuch beherbergen
konnte. Der Boden des Wohnzimmers war verbogen und buckelig und
im Schlafzimmer bestand die Gefahr, daß nun auch dort die Decke herabkam
. Das Zimmer der Haushälterin stank nach Auskunft des Pfarrers dermaßen
, daß der Aufenthalt darin nicht bloß ekelerregend, sondern direkt
gesundheitsschädlich sei. Der Küchenschrank mußte im schmalen Hausgang
aufgestellt werden, weil die Küche nur 8 qm groß war. Im brauchbareren
der beiden Keller hausten trotz aller Aufmerksamkeit und Verschlusses
ständig eine Menge Kröten, die auf dem Gemüse und den Kartoffeln
umherkrochen und mit den Kohlen auch in die Zimmer verschleppt wurden
.19 Die Schlafzimmer hatten nach Aussage von Pfarrer Steinbach das
Aussehen von Schlachthäusern, weil man in den Sommermonaten jede
Nacht mehrmals Jagd auf Schnaken machen müsse.

Das Ordinariat beabsichtigte daraufhin, tatkräftige Hilfe zu leisten. Mit
Mitteln des Bonifatiusvereines und zweier allgemeiner kirchlicher Fonde
und unter Mithilfe der politischen Gemeinde sollte das notwendige Kapital
für die Renovation des Pfarrhauses aufgebracht werden. Der Honauer Bürgermeister
Lorenz Gast,20 nach Aussage des Pfarrers ein gewalttätiger und
rabiater Liberaler gegen den die Gemeinderäte keinen Willen hatten, wei-


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