Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 346
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Ludwig Uibel

langte und sagte, „(er) halte ihn vor keinen braven Mann, bis er ihm ein
Hurenstück beweise". Als lieutenant des grenadiers ä cheval13 hielt er wohl
den Angriff für die beste Verteidigung. Auch der Vater der Salome Schoch
wählte diese Taktik und „behauptete, daß seine Tochter unschuldig sei".
Da sich die vermuteten Verstöße gegen die Gebote der Sittlichkeit hinter
verschlossenen Türen abspielten, war der geforderte Nachweis durch einen
Augenzeugen natürlich nicht zu erbringen. Pf. Neßler dachte aber nicht
daran, zu kapitulieren, sondern drohte der Salome Schoch mit einer zweiten
Exkommunikation, falls sie ihr Verhalten nicht ändere. Mit diesem unbefriedigenden
Schwebezustand schließt mangels einschlägiger Urkunden
der Bericht über die Affären des Ph. H. Schulmeister, bis im Jahre 1775
durch die Amtsenthebung dieses unwürdigen Vertreters einer achtbaren Familie
ein Schlußpunkt gesetzt wurde.

Das schlechte Beispiel des Vaters mag auch die Tochter des Amtsschultheißen
(Louise Schulmeister) veranlaßt haben, sich in ein uneheliches Verhältnis
mit dem Chirurgen Dietrich einzulassen. Als sie schon im siebten
Monat schwanger war, wurde sie nach öffentlicher Kirchenbuße privat getraut
(1778). In unserem Protokoll sind noch drei uneheliche Schwangerschaften
von Töchtern von Kirchenältesten vermerkt (1772, 1780, 1818).
Pf. Neßler junior blieb es durch seinen frühen Tod (1806) erspart, noch zu
erfahren, daß seine Tochter Friederike (im Jahre 1819) ein uneheliches
Kind zur Welt brachte. Immerhin bekannte sich in diesem Falle der Sohn
des Bäckers Härer zur Vaterschaft. Wie wir sehen, waren auch einige Familien
aus dem Kreis der Lichtenauer Honoratioren nicht frei von Verstößen
gegen die Gebote der Sittlichkeit.

Regelung des familiären und öffentlichen Zusammenlebens

Alles was die Nachtseiten der Menschen des Kirchspiels Lichtenau an Unschönem
zu Tage brachten, kam, wenn es ein bestimmtes Maß überschritt,
vor das Censurgericht der Kirchenältesten. Es verwundert nicht, wenn
Konflikte dort am häufigsten entstehen, wo Menschen dauernd eng zusammenleben
, also vor allem in der Familie. Demnach finden wir in unserem
Protokoll auch Ehekonflikte, bei denen es zu Tätlichkeiten kam: ,Adam
Heyland und seine Ehefrau . . . haben bishero in Zank und Uneinigkeit gelebt
, so daß er sie oft geschlagen, daß sie Blaumale davongetragen, deswegen
sind sie vor das Presbyterium gefordert worden, damit sie ihr Leben
ändern sollten . . . darauf (hat) er dann versprochen, daß er hinfüro sie
nicht mehr mit Schlägen traktieren wolle und sie versprach auch Besserung
(1744)."

Ein zweiter Fall: , Johannes Durban lebet mit seiner Frau in gar uneiniger
Ehe und hat schon etliche Male dieselbige so hart traktiert, daß sie
nicht nur um Hilfe gebeten, sondern auch sich auf einige Tage (hat) wegbe-


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