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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 369
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Festung, Stadt und Dorf Kehl 1771 bis 1815: Aufstieg, Blütezeit und Untergang

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blühenden Stadt, von Zeitgenossen mit dem Prädikat „Klein-Straßburg"
versehen31. Karl Friedrich, der als Musterregent unter den Herrschern des
aufgeklärten Absolutismus gilt32, begnügte sich nicht mit der Besitzergreifung
der Festung. Er förderte - entsprechend seiner Maxime, „daß das
Wohl des Fürsten untrennbar von dem des Staates sei"33 - die ihm 1771
zugefallenen baden-badischen Landesteile.

Die Wirtschaft Badens beruhte im 18. Jahrhundert zwar überwiegend
auf der Landwirtschaft, aber in dieser Zeit begannen die systematischen
Bemühungen um die Entwicklung der Industrie, des Handels und des
Kleingewerbes34, in die Kehl mit einbezogen wurde. Im November 1771,
kurz nach der Besitzergreifung, erhielten Bauinspektor Müller und Baumeister
Weyhing, beide im Bauamt Karlsruhe tätig, den hochfürstlichen
Auftrag, sich über die Beschaffenheit der Lage Kehls zu informieren und
einen Generalplan nebst einzelnen Rissen vorzulegen. Kehls Eignung als
Handelsstadt sollte geprüft werden. Nach den Vermessungsarbeiten kamen
Müller und Weyhing in ihrem ausführlichen Bericht zu dem Schluß, „daß
die Lage des Ortes zur Handlung sehr vorteilhaft sei und wenig seines
Gleichen habe. Auf dem Zwischenraum des Forts und dem Hornwerk, in
dem Hornwerk seihst, auf der anderen Seite des Hornwerks gegen den
Rhein sodann außer dem Hornwerk gegen das Dorf Kehl bis an die sogenannte
Commandantenbrücke (über den Kasernengraben, der heutigen
Großherzog Friedrich-Straße, d. Verf.) können eine ziemliche Anzahl Häuser
erbauet und als eine Vorstadt angelegt werden". Empfohlen wurde
auch die Auffüllung der Gräben, die Austrocknung von Sümpfen, die Pflasterung
der Hauptstraße und die Stabilisierung des Rheinufers auf Kehler
Seite35.

Das war das Signal für das weitere Vorgehen. Die markgräfliche Regierung
ließ sofort durch den Kehler Amtmann die Aufforderung verbreiten,
„Vorschläge zur Verbesserung des Nahrungsstandes und des Commercii"
im Amt Kehl einzureichen36 - Bürgerbeteiligung in Kehl vor 228 Jahren!
Unter den Akten des Generallandesarchivs Karlsruhe befinden sich mehrere
Gutachten, die im Laufe des Jahres 1772 eingegangen sind. Darunter
zwei sehr ausführliche. Das eine stammte von dem schon erwähnten Geheimrat
de Rochebrune, der seit 1755 in Kehl wohnte und seit 1765 als
Advokat für Karl Friedrich die badischen Rechtsangelegenheiten in Frankreich
erledigte. Der Verfasser des anderen Gutachtens war der Handelsmann
Daniel Balthasar Schneider, der eine Niederlassung in Kehl hatte.

Um aus „Kehl eine namhafte Handelsstadt" zu machen, seien nach
Schneider „viele reiche, mit Ernst geschäftstreibende Bürger notwendig".
Daher müßten „ bei der Anlage einer Stadt auf dem Platz der Veste Kehl
solche Maßnahmen ergriffen werden, welche schon reiche Bürger in Menge
anziehen können. Hierzu gehören in Betracht der Erbauung folgende
Stücke:


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