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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 377
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Festung, Stadt und Dorf Kehl 1771 bis 1815: Aufstieg, Blütezeit und Untergang

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zog." Die Hoffnung, „daß diese erste Gelegenheit Anlaß zur Formierung
einer Schützengesellschaft geben wird", sollte sich jedoch nicht erfüllen.
Das Gesuch des Bürgermeisters Bergmann an den Landesvater, „die Erlaubnis
zur Errichtung einer Bürger- und Schützenkompagnie zu erteilen,
welche nach den Farben des Höchsten Hauses Baden gekleidet würde"
fand keine Gnade. Es wurde mit dem Hinweis abgewiesen, durch die Bildung
einer Bürger- und Schützenkompagnie würde „öfters ein Anlaß zu
Kosten und Unordnungen gegeben"65.

Die Besichtigung Kehls kurz nach dem Ende der Kriegshandlungen und
dem endgültigen Abzug des französischen Militärs aus Kehl im Jahr 1814
war Anlaß zu einem Reisebericht mit einem kurzen Rückblick auf das
Kehl vor der Französichen Revolution: Kehl „war am blühendsten in den
80er Jahren ... Da waren zwei Kirchen darin, eine evangelische und eine
katholische, ein Amthaus, ein Rathaus, ein Theater, zwei Apotheken. Es
hatte die größte Buchdruckerei in Deutschland, einen ausgedehnten Holzhandel
, eine ansehnliche Kaufmannschaft, bedeutende Fabriken und glänzende
Gasthöfe. Viele vornehme Familien hielten sich zu ihrem Vergnügen
hier auf, die Ritterschaft hatte hier ihren Rittertag. All diesen Wohlstand
und noch schönere Hoffnung von Klein-Straßburg, so konnte man den Ort
mit Recht nennen, hat der Krieg zerstört, dabei verloren die Einwohner ihr
Glück und mehr als 15 000 Krieger nach und nach ihr Leben"66.

Auch ein Blick in die spärlich überlieferten Bilanzen der Stadtkasse
zeigt zumindest für die Jahre von 1773 bis 1783 einen Aufwärtstrend.
Hatte die Gemeinde 1773 noch 19 Gulden Schulden zu verzeichnen, so
blieb sie ab 1774 schuldenfrei und erwirtschaftete sich ein geringes Aktiv
-Vermögen. Aus den Bilanzen geht nicht hervor, auf welche Einnahmen
sich die Gewinne stützten. Das Vermögen der Gemeinde pendelte
sich zwischen 1774 und 1783 auf durchschnittlich 350 Gulden im Jahr
ein. Die Stadt investierte in dieser Zeit Gelder im Bauwesen und in dem
Bereich, der in den Bilanzen unter der Rubrik „ Uhren, Glocken, Feuerspritzen
" geführt wurde67. Bilanzen aus den Jahren nach 1783 sind nicht
mehr vorhanden. Ende der 80er Jahre scheint sich das Blatt dann gewendet
zu haben. Wahrscheinlich war dies auch eine Folge des Niedergangs
der drei in Kehl ansässigen Druckereien und das Ausbleiben neuer An-
siedlungen von Unternehmen. Es ist jedenfalls aktenkundig, daß die Stadt
1790 mit 3.470 Gulden verschuldet war, dieses Problem aber durch
glückliche Umstände lösen konnte. Dem Gesuch der Stadt, das einige
Jahre zuvor gebaute, aber mittlerweile zu kleine Rathaus für 7.000 Gulden
an den Direktor der Offenburger Lotterie zu verkaufen, wurde stattgegeben
. Damit konnten die Schulden getilgt und „noch ein so kostspieliges
aber bequemes Rathaus, das auch Amtsstube und Registratur fasse",
gekauft werden. Außerdem blieb der Stadtgemeinde noch ein Aktivvermögen
von 800 Gulden68.


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