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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 380
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Hartmiit Stiiwe

am Weggeld, das er bei solchen Einsätzen kassieren mußte, konnte er sich
1779 beispielsweise 40 Gulden dazuverdienen74.

Als der 70jährige Jakob Geist, Amtsbott im Kehler Hornwerk seit 33
Jahren, 1787 in den Ruhestand ging, gab es zahlreiche Bewerber um seine
Nachfolge. Amtmann Strobel mußte der zuständigen Behörde in Karlsruhe
genaue Informationen über das Vermögen, eventuelle Schulden, den Familienstand
, die beruflichen Fertigkeiten und die Lebensführung der einzelnen
Kandidaten liefern. Im Folgenden einige dieser Kurzbiografien, wie
Strobel sie geschrieben hat:

„Friedrich Peter, der Bäcker, 27 Jahre alt, besitzt ein ansehnliches
Haus, treibt die Bückerei, hat von seiner Frau Vermögen zu erwarten, führt
sich ordentlich auf, kann gut lesen und schreiben, auch etwas Französisch
reden

Mathias Schwehr, der Schneider, 36 Jahre alt, treibt sein Handwerk, hat
ein kleines Häuschen, kann lesen und schreiben, versteht aber kein Französisch
, hat seine Aufführung seit 3 Jahren, da er die Wirthshäuser öfters besuchte
, verbessert

Georg Schütterlin, der Schuster, etliche 30 Jahre alt, befleißigt sich eines
stillen Lebenswandels, hat sein eigenes Haus75, arbeitet auf seiner
Profession, versteht das Lesen und Schreiben aber nichts von Fransösi-
schem

Dyonihsius Braun, der Tabakskrämer, etliche 40 Jahre alt, hat gar kein
Vermögen sondern fallirt (d.h. er war zahlungsunfähig, d. Verf.), ist außerdem
ein bescheidener und ruhiger Mann, kann lesen, schreiben und ziemlich
Französisch sprechen "76.

Eingestellt wurde Georg Schütterlin, obwohl er nicht wie gefordert
Französisch sprechen konnte. Es zeigte sich bald, daß man mit ihm keine
gute Wahl getroffen hatte. Vier Jahre später teilte der Amtmann seinen
Vorgesetzten mit: „Mit dem hiesigen Amtsbott Schütterlin sieht es sehr
schlimm aus." Schütterlin hatte Schulden gemacht und eingenommene
Gelder veruntreut. Er wurde entlassen, erhielt 4 Tage Arrest bei Suppe,
Wasser und Brot und mußte die Untersuchungskosten seines Verfahrens
tragen.

Interessant ist die Bewerbung um die Nachfolge Schütterlins. Zum einen
zeigte die Auseinandersetzung um die Stellenbesetzung, daß die Gemeinden
und ihre Gremien in der politischen Hierarchie einen relativ geringen
Stellenwert einnahmen. Zum andern kündigten sich hier die ersten
Anzeichen für die politisch und wirtschaftlich schweren Zeiten an, die auf
Kehl zukamen.

Der umstrittene Bewerber war der Buchbinder Johann Forgemol, der
sich im Dezember 1790 um die Stelle bewarb, weil er „durch die Verwirrungen
in Frankreich, durch die Aufhebung der Buchdruckereien allhier (in


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