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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 381
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Festung. Stadt und Dorf Kehl 1771 bis 1815: Aufstieg, Blütezeit und Untergang

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Kehl) und überhaupt durch den Geldmangel ... als Buchbinder gänzlich
ohne Verdienst" sei. Im Januar 1791 übermittelte Amtmann Strobel seiner
Behörde die Kurzbiografien von drei Bewerbern. Außer Forgemol waren
es die Schneider Dehlono und Engel. Dehlono hatte laut Amtmann Strobel
„den Fehler, daß er die Wirtshäuser zu oft besucht" und Engel den Nachteil
, daß er „zur Zeit nichts an Vermögen besitzt, so daß er, da er durch sein
Handwerk nicht viel zu verdienen weiß, Nachtwächter sein muß". Die
Wahl fiel auf Forgemol. Nach Strobels Bericht besaß er „ein eigenes Haus,
hat in französischem Kriegsdienst gestanden, hat keine Kinder und versteht
seine Muttersprache, nämlich die französische recht gut, allein in der deutschen
ist er wenig erfahren". Forgemol war seit 16 Jahren in Kehl als
Buchbinder ansässig.

Drei der fünf Kehler Ratsverwandten und 16 Bürger erhoben „im Namen
der ganzen Bürgerschaft" Einspruch gegen die Einstellung mit der
Bitte, „ein tauglicheres Subjekt als der Buchbinder Forgemol ist, zum
Amtsbottendienst dahier gnädigst aufzustellen". Forgemol sei zwar „Bürger
, wie wir, in hiesiger Stadt und in diesem Anbetracht jedem andern
gleich zu halten. Er ist aber ein Franzos von Geburt und Erziehung, der
weder deutsch lesen noch schreiben kann und die deutsche Sprache nur gebrochen
spricht... Überdies hat ihn die Natur so übel verunstaltet, daß er
von jeher der Gegenstand des allgemeinen Gelächters von In- und Ausländern
war ... Er ist anbei der hitzigste Verteidiger der französischen Aufruhr
, er hat sogar versucht, mehrere hiesige Bürger nach dem Beispiel
Frankreichs zur Aufruhr zu verleiten".

Amtmann Strobel bestätigte, daß Forgemol auf Grund einer Kriegsverletzung
„etwas verunstaltet" sei, „allein die Leute sind seine Figur gewohnt
und man sollte ihm dieses Übel nicht vorwerfen...Ob er einen Hang
zur Französischen Revolution trage, ist dem Amt unbewußt... Inwiefern er
versucht hätte, die hiesigen Bürger zum Aufruhr im Jahr 1789 zu verleiten,
stünde noch zu beweisen, wobei zu bemerken ist, daß wenn er der deutschen
Sprache im Reden, Lesen und Schreiben unerfahren sei, sie ihn dennoch
verstanden haben müjiten". Außerdem habe Forgemol, der schon einige
Monate im Amt war, „die bisher erhaltenen amtlichen Aufträge
gehörig besorgt und sich sehr dienstfertig bewiesen". Forgemol blieb bis
zu seinem Tod im Dienst. Er starb 1799 in dem deutschen Spital in Straßburg
.

Kehl und die Französische Revolution: Die Tumulte in Dorf Kehl

In der Veste und Stadt Kehl, so der offizielle Name seit 1774, hatte sich die
Französische Revolution nicht sonderlich bemerkbar gemacht bis auf die
gerade erwähnten Agitationsversuche des Buchbinders und späteren Amts-
botten Forgemol, denen die Stadt Kehler offensichtlich widerstanden hat-


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