Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 386
(PDF, 123 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2000/0386
386

Hartmut Stüwe

ren Eigentümern weder die Ziegeln noch das Bauholz, so die Soldaten verbrennen
, gelassen werden, sich nunmehr wohl über 80 erstrecken können.
In den Häusern, welche wahrscheinlicherweise stehen bleiben, und die un-
bewohnet seien, hat man in die unteren Stuben Pferde eingestellt. Etliche-
male sind in solchen Brände entstanden wobei das Übel ist, daß es an
den gehörigen Rettungsmitteln fehlt. In dem Dorf Kehl, wo sich wenig Einwohner
befinden, sieht es ebenfalls erbärmlich aus ... Bei mir wohnen jezo
zwei Generäle mit deren Gefolg, welches mir große Unannehmlichkeiten,
da sie die Mobilien und erforderlichen Betten behalten, verursacht, und ich
wegen Mangel an Platz die Nächte in Straßburg, wo alles theuer ist, zubringen
muß. Seit dem 18. vorigen Monats werden sogar für jede Nacht
2 bis 3 Pfund Lichter^2 gefordert, welches ich nicht mehr leisten kann, weilen
ich von Geld ganz entblößet bin und ich mir durch borgen forthelfen
muß. Ich bitte daher unterthänigst um einen Vorschuß ... Sieben Kehler
sind in Straßburg bey den gedeckten Brücken^, ohne daß man weiß warum
, eingekerkert worden. "84.

Strobel, der sein Amt in Kehl bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1803
ausübte, soweit es die kriegerischen Ereignisse zuließen, erhielt einen Vorschuß
von 200 Gulden, der ihm über einen Handelsmann in der Straßburger
Schlossergasse zugestellt wurde. Wenig später, am 28. November, begannen
die Österreicher mit der Beschießung Kehls und am 6. Dezember
mit der Erstürmung der Festung, die ihnen am 10. Januar 1797 von den
Franzosen übergeben wurde.

Der Kehler Dorfgemeinschaft - Dorf Kehl, Mitteldorf und Sundheim -
erging es nicht besser als den Einwohnern der Festung und Stadt Kehl. In
ihrer Not verfaßten die Bewohner von Dorf Kehl in den Kriegsjahren einen
Aufruf zur Hilfe mit dem Titel: „Der gewesenen Einwohner des Dorfs
Kehl und Zugehörden Bitte an gute Menschen: Schon in das fünfte Jahr
wandern wir ohne Brod, ohne Wohnung in aller Bedürfniß herum und preisen
jene unsere Mitbrüder glücklich, die ... im friedlichen Grabe ruhen. Als
unsere Häuser noch stunden, waren wir, durch den ganzen Feldzug, mit
den stärksten Einquartierungen heimgesucht, und unsere schönen Fluren
durch deutsche und französische Verschanzungen beynahe ganz verdorben
... Die wiederholten Überfälle der Franzosen verheerten unsere Dorfschaften
mit Plünderungen, mit Sengen und Brennen: nur allein im Dorfe Kehl
verlohren wir 235 Häuser: wir flohen händeringend mit unseren jammernden
Weibern, wimmernden Kindern und dem Reste des ausgernerkelten
Viehes in entferntere Gegenden und bettelten das karge Brod. Beym Anscheine
des Friedens durch den Kongreß zu Rastadt, flickten wir 93 kleine
Wohnungen zusammen, um wenigstens nicht unter freyem Himmel von Hitze
oder Frost getödtet zu werden. Aber im Frühling 1799 mußten wir Bedrängte
, auf Befehl der Franzosen, unsere Häuser in Zeit von 48 Stunden
wieder zusammenreißen, und dem Feinde jedannoch Frohndienste leisten.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2000/0386