Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 395
(PDF, 123 MB)
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Zur Geschichte der Familie Peter in Achern

395

Seele geteilt zwischen der Liebe zur Heimat und der zur französischen Lebens
- und Denkart. Nach dem Studium der Philosophie und Jurisprudenz
in Freiburg, Heidelberg und Straßburg, trat Josef Ignaz Peter in den badischen
Staatsdienst. Für seinen Charakter kennzeichnend ist eine Episode
aus der Praktikantenzeit. Grenzwächter griffen zur Fastenzeit 1818 einen
Schwaben auf, der einen Sack voll Schnecken ins Badische zu schmuggeln
versuchte. Die Schnecken wurden beschlagnahmt, der „lamentierende, flehende
, arme Schelm", bis zur Erschöpfung ermüdet, wurde verurteilt. Josef
Ignaz berichtete in seinen „Erinnerungen": „Die Männer des Gesetzes hatten
sich nach erfüllter Amtspflicht augenblicklich in Privatleute verwandelt
. Herr Frech und ich schössen sofort aus unseren Taschen die nötige
Barschaft zusammen, um sowohl den Zollsatz, als auch den Betrag der verwirkten
Strafe zu decken, und dem geängsteten Württemberger war geholfen
. Eine andere Art, die Sache abzutun, wäre entweder eine klare Gesetzwidrigkeit
oder eine barbarische Härte gewesen."25

1823 heiratete Josef Ignaz Peter die 17jährige Therese Kirn, Tochter des
Großh. Direktors des Kinzigkreises Emerich, Wilhelm Kirn. Josef Ignaz
ging in die Politik, wurde Landtagsabgeordneter, Regierungsdirektor, geriet
in den Hecker-Aufstand, wurde Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung
, endlich Justizminister der Revolutionsregierung. Zu 20
Jahren Zuchthaus verurteilt, floh er zunächst in die Schweiz, dann nach
Frankreich. Im Exil schrieb er seine „Lebenserinnerungen" aus Kindheit
und Jugendzeit vor allem in Achern und Allerheiligen, die eine Fülle von
historisch wertvollen Angaben enthalten. Erst 1862 wurde Josef Ignaz
Peter amnestiert und kehrte nach mehr als 12jährigem Exil nach Achern
zurück. Hier starb er 1872. Seine Frau war drei Jahre zuvor in Frauenfeld
in der Schweiz gestorben.

Von zahlreichen Kindern des Oberacherner Rösselwirts Johann Anton
Peter ist in unserem Zusammenhang zu nennen die 1800 geborene Tochter
Anna Maria. Sie heiratete 1825 in Renchen den Witwer Franz Ignaz
Goegg und wurde damit Stiefmutter des 1820 geborenen Amand Goegg.26
Sie hatte aus ihrer Ehe den 1827 geborenen Sohn Gustav Goegg, der mit
seinem Stiefbruder Amand durch dick und dünn ging. Ihm gelang es, aus
der schon eingeschlossenen Festung Rastatt noch zu entkommen. Anna
Maria starb 1869.

Anna Marias älterer Bruder Franz Josef, geboren 1789, war Handelsmann
. Er heiratete Magdalena Hof am Oberkirch und wurde 1846 Bürgermeister
von Achern. Er geriet in die Mühlen der Revolution und wurde nach
deren Scheitern mitsamt seiner Frau verhaftet. Zu 4 Jahren Zuchthaus verurteilt
, gelang ihm mit stillschweigender Billigung des Amtmanns Johannes
Bach die Flucht. Mit Frau, dem Sohn Wilhelm, den Töchtern und dem
Schwiegersohn Max Frech emigrierte er nach Amerika. Als Amnestierter
kam er noch einmal nach Achern zurück, um seine Angelegenheiten zu


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