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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 398
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Gerhard Lölsch

tenau. Sein Plan, den durch die Reaktion ums Leben gekommenen Freunden
ein Denkmal zu setzen, zerschlug sich. Der Sandstein-Obelisk, den er
in Rastatt hatte aufstellen wollen, wurde 1879 zum Renchener Grimmelshausen
-Denkmal. Wer die Schrift auf dem Stein liest, hört die Stimmen der
Achtundvierziger, der Verfemten und Vergessenen: „Deutsch Volk, belogen
und betrogen / Im Streit um hohes Ideal / Durch Not und Elend durchgezogen
/ Aus Wunden blutend ohne Zahl / Einfält'gen Herzens, tief
verwildert / Berührt doch von der Muße Kuß / Deutsch Volk, du warst, den
er geschildert / Der arme Simplizissimus." - Amand Goeggs Stiefbruder
Gustav Goegg, Anna Marias Sohn, muß als verschollen gelten.

Das bewegteste Schicksal erlitt die Familie des Bürgermeisters Franz
Josef Peter. Wilhelm Peter, in den USA William genannt, gründete eine
Brauerei. Dreimal war er mit deutschstämmigen Frauen verheiratet. Mit
Karl Schurz37 befreundet, spielte er in Kreisen deutscher Auswanderer und
Flüchtlinge keine geringe Rolle. In den letzten Jahren seines Lebens reiste
er mehrmals in die alte Heimat. Von vielen Bildern, die er im Schwarzwald
malte, hat sich m. W. nur eines erhalten.38 Viele Erinnerungen an die
Peter'sche Familiengeschichte verbrannten bei dem Angriff auf Achern am
7. Januar 1945 in dem zur Brauerei gehörenden Wohnhaus. Wilhelms Bruder
August Peter heiratete Magdalena Schneider aus Urloffen. Dort besteht die
Familie Peter bis heute. - Der Bruder Hubert geriet in die Mühle der nachrevolutionären
Gerichte. Von ihm stammen die Acherner Schriever ab. -
Die Schwester Magdalena heiratete 1848 den Notar Max Frech, Anführer
der Korker Volkswehr. Mit ihm floh sie nach Amerika. - Louise heiratete
den Kanonier Franz Braunstein, den Anführer der revoltierenden Rastatter
Artillerie. - Anna schloß die Ehe mit dem Heidelberger Studentenführer
Wilhelm Hexamer?9 - Das Oberacherner „Rössel" blieb noch für Generationen
im Besitz der Familie Peter. Die aus dem „Rössel" stammende Ida
Peter, eine 1861 geborene Enkeltochter von Johann Anton Peter, heiratete
den Oberacherner Bürgermeister Wilhelm Müller, den „Dichmüller".

An dieser Stelle brechen wir ab. Wir hörten von Menschen, die dem politischen
und wirtschaftlichen Leben ihrer Zeit Halt und Richtung gaben.
Ist solches Erinnern idealisierendes Träumen, das sich in der Vergangenheit
verliert? Oder gibt solches Erinnern realistische Weisung für die Zukunft
? Ich bin davon überzeugt, daß Letzteres möglich ist, wären wir nur
bereit, Geschichte, das Geschehene, Gutes wie Böses, zur Kenntnis zu nehmen
und daraus zu lernen.


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