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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 405
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Gottlieb Bernhard Fecht (1771-1851)

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den; deren Bitte, die Sturmglocke läuten zu dürfen, „um für das Vaterland
und ihr Eigenthum mit zu kämpfen", er aber abschlug, „aus weisen und
humanen Gründen".12 Fecht berichtete später von dem Tag, an welchem
die Franzosen die Schlüssel der Festung den Deutschen übergaben, vom
8. Juni 1814: Selbstgefühl und hohe Freude drückte sich in Miene und Haltung
jedes deutschen Militärs aus, auf den Gesichtern der diesseitigen
Einwohner strahlte der Wiederschein dieser Empfindung. Gekränktes Ehrgefühl
, zurückgehaltener Zorn stund auf den meist blassen Angesichtern
der Franzosen, und die große Anzahl jenseitiger Einwohner theilte sichtbar
jene Gemütsbewegung ihrer Krieger Dieser Schmerz wurde von den Uns-
rigen geachtet. Niemand, selbst aus der untersten Volksklasse, erlaubte
sich etwas, das Spott oder Hohn ähnlich sehen konnte. Die Wandelbarkeit
des Glücks hatte tief die reichen Gemüther des allemannischen Stammes
ergriffen - jenes Stammes, den Gott nach Natur, Sprache und Sitten zusammengefügt
, der Mensch aber durch Gewalt in zwei sich oft bekämpfende
Hälften getrennt hatte.

Im März 1815 verließ Napoleon seinen Verbannungsort, die Insel Elba.
Noch einmal zitterte Europa. Am 18. Juni wurde er bei Waterloo endgültig
geschlagen. Für das Hanauerland aber war die Zeit der Prüfungen noch
nicht zu Ende. Nach der Mißernte des Jahres 1816 brach 1817 eine
schreckliche Hungersnot aus. Der erste große Auswanderer-Strom des
Jahrhunderts verließ Baden. Auf das Hungerjahr zurückblickend schrieb
Fecht: Immer achtete ich unser braves Volk. Ich bewunderte seine Geduld
und Ausdauer in Ertragung des fremden Joches; seine Kraft im Befreiungskrieg
; am meisten aber seine reine Menschlichkeit und sein tiefer religiöser
Sinn in der Hungersnot. — Ihr kommenden Geschlechter! steht ihr einst
auch in Versuchung, durch unglückliche Zeiten und Weltereignisse kleinmütig
und verzagt zu werden; so erinnert euch, daß Gott euren Voreltern
immer mit seiner Hilfe am nächsten erschien, wenn Not und Gefahr am
größten waren. Unsere lehrreiche Geschichte ruft euch zu; wenn Gott und
sein Wort nicht wäre unser Trost gewesen, wir wären vergangen in unserem
Elend. Tut nur immer recht; scheuet die Erfüllung eurer Pflicht niemand
; stehet fest mit christlichem Sinn in den Stürmen des Lebens und der
Gott des Friedens wird mit euch sein, wie er mit uns war.

Am 22. August 1818, wenige Monate vor seinem Tod, unterzeichnete
Großherzog Karl in Bad Griesbach die badische Verfassung. Ihr Urheber,
der damalige Finanzrat Karl Friedrich Nebenius, wollte durch die „Constitution
" Alt- und Neubadenern ein gemeinsames Staatsbewußtsein vermitteln
. Die Verfassung von 1818 blieb bis zum Ende der Monarchie 1918 in
Kraft. Den Zeitgenossen galt sie als die freiheitlichste aller deutschen Staaten
. Sie sah zwei „Kammern" vor; der I. gehörten geborene und berufene,
der II. aber 63 gewählte Abgeordnete an. Die offenen und nicht selten leidenschaftlichen
Debatten im Karlsruher Ständehaus wurden zu einer


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