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Gerhard Finkbeiner
1845 stifteten Engelwirt Georg
Jakob Fautz und seine Ehefrau
Maria Anna Kronauer das Kreuz
vordem „Engel". Möglicherweise
ist die Inschrift auf dem
Sockel ein bewußt gewählter,
christlich formulierter Hinweis
auf den zurückliegenden
Seelbacher Wahlskandal.
Foto: Gerhard Finkbeiner
Einen achtbaren Vorschlag machte schließlich der Abgeordnete Franz
Michael Knapp:
„Ich glaube, die Sache könnte auf die einfachste und kürzeste Weise ab-
gethan werden, wenn der Abgeordnete Völcker mit der Hand auf der Brust
hervorträte und erklärte, ich bin rein von Bestechungen. Es ist weder durch
mich, noch durch einen Andern in meinem Auftrage Jemand bestochen
worden. Dann wollen wir ihm glauben."
Während in den Vorträgen der einzelnen Deputierten bis dahin die
Wahlordnung und die Seelbacher Petition im Vordergrund standen, versuchte
der Abgeordnete Franz Josef Richter, Advokat aus Kappel, auf die
besonderen politischen Verhältnisse im Wahlbezirk Lahr hinzuweisen und
mögliche Gründe für die Urwählerbestechung aufzuzeigen.
„Der Wahlbezirk Lahr war nämlich in zwei entschieden feindselige Parteien
getheilt, beide jedoch von einer und derselben politischen Farbe, obgleich
sie sich mit Farben bezeichneten. Die eine hieß die Gelbe, die andere
die Blaue. - Die Häupter dieser Parteien sind dem Lande bekannt. Das
Haupt der Blauen ist der Tabaksfabrikant Lotzbeck, das der andern Partei
der Zichorienfabrikant Daniel Völcker. Man sprach im Allgemeinen von
beiden Häuptern, daß sie öffentlich erklärten, sie würden Tausende von
Gulden nicht scheuen, um ihr Vorhaben zur Ausführung zu bringen.
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