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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 427
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Der Seelbacher Wahlskandal von 1842

427

Die Wahlmänner-Wahl in Seelbach wird für ungültig erklärt

In der 16. Öffentlichen Sitzung vom 8. Januar 1844 ging dann der Abgeordnete
Friedrich Theodor Schaaff in seinem Kommissionsbericht über die
Abgeordnetenwahl vom 24. Oktober 1842 im 19. Ämterwahlbezirk noch
einmal sehr ausführlich auf die Vorkommnisse bei der Wahlmänner-Wahl
in Seelbach ein und aktualisierte den Stand der gerichtlichen Erkenntnisse:
„Seelbach, meine Herren, ein Marktflecken in dem freundlichen Schutter-
thal, eine Stunde von der Fabrikstadt Lahr entfernt, stellt 3 Wahlmänner im
19ten Aemterbezirk; es galt dem Kandidaten zur Abgeordnetenstelle, günstige
Männer für dieses Amt zu gewinnen. Eine jenem Kandidaten feindlich
gegenüberstehende Partei suchte dieses Bemühen zu vereiteln; ihren
Zweck zu erreichen wurden von der einen wie von der andern Seite verwerfliche
Mittel angewendet, ein wohl organisirtes, durch Emissäre an Ort
und Stelle geleitetes, förmliches Treibjagen auf die Stimmen der Urwähler
wurde vollzogen, weder Drohungen noch Versprechen gespart, der Zuspruch
durch Geldbelohnungen von 1 bis zu 15 fl. je Mann verstärkt, und
nebstdem in fünf Wirthshäusem für die Leute beider Parteien vor und bis
zum Wahltag, den 30. März 1842, freie Zeche eröffnet, wofür von jeder
Seite später mehrere 100 fl. bezahlt worden sind."

In seiner Rede bezog sich der Abgeordnete Schaaff auf den Untersuchungsbericht
des Innenministeriums vom 29. Dezember 1843.4

Nach Feststellungen des Oberamts Lahr, das auf Anordnung des Staatsministeriums
noch einmal zu intensiven Nachforschungen in Seelbach aufgefordert
worden war, hatten beide Parteien, die „Blauen" als auch die
„Gelben", Wahlbestechungen begangen.

Folgende konkrete Bestechlichkeiten konnten der blauen oder Lotz-
beckschen Partei nachgewiesen werden:

1. Engelwirt (Jakob) Fautz erhielt von dem Kaufmann (Georg Friedrich)
Lagay in Lahr mehr als 200 Gulden für Essen und Getränke, die er an
solche verabreicht hatte, welche den Wahlmännern seiner Partei ihre
Stimmen gegeben hatten.

2. Xaver Neumayer erhielt für seine Stimme von Rotgerber Schaller von
Lahr 2 Kronentaler.

3. Josef Neumayer, der übrigens auch von der gelben Partei einen Kronentaler
erhalten hatte, erhielt von seinem Bruder Xaver einen kleinen Taler
.

4. Sattler Reich erhielt von Kaufmann Lagay einen Kronentaler.

5. Bezirksförster (Franz) Hotz erklärte dem Ludwig Uhl, daß er keine Aufbesserung
für den Holzmacher-Akkord erhalte, wenn er nicht für die
blaue Seite stimme und verschaffte dann demselben, als er solches getan
hatte, eine Aufbesserung von 42 Gulden.


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