Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 442
(PDF, 123 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2000/0442
442

Johannes Werner

keine Kosaken, im ganzen 10 bis 12.000 Mann, davon 3mal über Nacht geblieben
und ein Theil den 28ten December Rasttag gehalten. Habe davon
verpflegt und logirt 1 General Adjutant und 19 Gemeine. Man darf im
ganzen Durchschnitt jeden Mann des Tags auf ein Maas Branntwein und
3 Pfund Fleisch rechnen. Die 1.000 russische Reitergarde19 Cuirassier,
welche hier und in Oberwolfach übernachteten, haben sich alle selbstens
einquartirt und keine Billet angenommen, denn der Quartir-Meister hat
zum Theil die Häuser eingesehen und ohne Rücksicht des Einwohners in
russischer Sprache mit Kreiden an die Läden oder Thüren geschrieben, wie
viel darin Platz haben. Da die Pferdte nicht alle Unterkunft fanden, so haben
sie samt Reutern bei grosser Kälte bivouagirt und zu grossen Feuern
gesessen, dabey einige im Eiswasser in der Kinzig gebadet haben.

Den 18ten bis 20ten December 1813 sind die Oestreicher Bayern und
Russen in die vorhin an sich neutral erklärte Schweiz eingedrungen, ebenfalls
und zur nämlichen Zeit sind von obigen Truppen an 4 Orten von
Oberweiler bis Basel über den Rhein gegangen, die Festung Hüningen hat
sich ebenfalls nach 48tägiger Beschiessung oder Belagerung ergeben. Am
31ten März [1814] sind obige Truppen samt Preussen und dem ganzen
rheinischen Bund in Paris eingerückt, nachdem sie seit dem Rheinübergang
sehr viele harte Bresten mit der französischen kaiserlichen Napoleon-
schen Armee bestanden hatten, welche immer an deren Spitze commandir-
te. Den 3ten Aprill wurde Napoleon sammt dem Prinzen König von Rom
des Throns entsetzt und auf die Insel Elba verbannt, wo er sammt seiner
Familie mit 6.000.000 Franken lebet, seinen Prinzen und Gemahlin Marie
Louise, Kaiserstochter von Oestreich, sind die Krone von den Herzogtümern
Parma, Piazenza und Guastella eigenthümlich und erblich gegeben
worden. Den 3ten May ist der nunmehrige König von Frankreich, Louis
XVIII., zu Paris, von England kommend, angekommen.

1815. Ludwig XVIII. blieb auf dem Thron unter zu sanfter Regierung
bis den 20ten März, wo er Paris flüchtig verlassen musste und nach Gent in
Niederlanden floh, weil Napoleon gegen Ende Hornung in Elba entkam
und glücklich die englischen Wachtschiffe samt ungefähr 800 Mann ihm
ergebener Truppen durchschiffte, und am lten März in dem Hafen zu Anti-
bes landete. Mit diesen wenigen Menschen drang er rasch in Doppelmärschen
in 15 Tagen bis Paris vor. Alle Truppen und Nationalgarden, die ihm
zum Widerstande entgegengeschickt wurden, vereinigten sich mit ihrem
Exkaiser Napoleon, so dass in kurzer Zeit das Militaire alles auf seiner Seite
war, nun sah er sich wieder im Stande, sein altes Unwesen fortzutreiben,
er Hess sich [am 1. Juni] auf dem Mayfeld bey Paris in Gegenwart von
20.000 Deputirten aus ganz Frankreich neuerdings zum Kaiser wählen.
Schon im Augenblick seiner Landung zu Antibes wurde durch ganz Europa
Lärm geschlagen, alle Bundesgenossen traten neuerdings gegen ihn auf,
Napoleon spielte, die Übermacht der Alliirten fühlend, den Grossmüthi-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2000/0442