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„Lebt wohl, wir kehren siegreich wieder"
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Besetzung Offenburg durch die Franzosen 1923/24. Rathausplatz nach dem Einmarsch
der Truppen am 4. Februar 1923
Diesem Aufruf folgen Erzbergers Mörder. Oberstleutnant Heinrich Tillessen
und Reserveoffizier Heinrich Schulz handeln auf Befehl von Kapitänleutnant
Manfred KiDinger vom „Germanenorden". Den Tätern hatte
Killinger vorsorglich falsche Pässe besorgt und deren Flucht vorbereitet,
eine Anklage wegen Beihilfe zum Mord fürchtete er offensichtlich nicht.
Zu Recht, wie der Freispruch vor dem Offenburger Schwurgericht am 13.
Juni 1922 zeigt. Der Sieg wird am selben Abend im Union Hotel gefeiert.
Glückwunschsträuße der „besseren Gesellschaft" nimmt er triumphierend
entgegen, berichtet Adolf Geck in seinem Blättle „D'r Alt Offeburger"
empört und meint, daß der „Odem der Rosensträuße den Modergeruch feiger
Bluttat von Griesbach überduften" sollte (18. August 1922).
Die Blindheit auf dem rechten Auge der sozialdemokratischen Regierung
ermutigt die Reaktion zu weiteren Bluttaten. Elf Tage nach dem Freispruch
Killingers in Offenburg wird in der Reichshauptstadt Außenminister
Walther Rathenau ermordet. Dagegen protestiert der Offenburger Aktionsausschuß
in einer Demonstrationsveranstaltung am 27. Juni 1922: Eine
große Menschenmenge zieht vom Sammelplatz bei der Landwirtschaft-
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