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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 482
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Ulrich Spitzmiiller

Am Morgen wird die Stadt mit Artillerie beschossen, vor allem die
Zeller Oberstadt ist das Zielgebiet. Beim „Hotel Hirsch" wird die 51jährige
Frida Rinkenbach tödlich getroffen, in der Kapellenstraße Seilermeister
Josef Heinrich Vollmar, beim Lebensmittelgeschäft Lang in der Straße
nach Unterentersbach kommen Rosa Schwendemann und das neunjährige
Kind Margarete Luise Harter ums Leben.

Wenige Stunden vor ihrer Befreiung sterben durch die Angriffe sieben
französische Kriegsgefangene, die in einem Gefangenenlager auf dem Zeller
Sportplatz untergebracht sind26. In diesem Lager, das nach dem Frankreich
-Feldzug eingerichtet wurde, sind auch polnische und russische
Kriegsgefangene interniert. Die Gefangenen waren überwiegend in der
Produktion der Rüstungsfirma Prototyp eingesetzt worden27.

Die deutschen Truppen, die sich in Zell aufhalten, setzen sich den
ganzen Tag über in Richtung Kinzigtal ab. Unterdessen hat die deutsche
Ortskommandantur, die sich im Gasthaus „Sonne" am Ortseingang einquartiert
hat, die Sprengung der über den Harmersbach führenden Brücken
beschlossen. Die Lindenbrücke bei der Wallfahrtskirche wird gesprengt,
die Brücke beim Weißen Kreuz in Richtung Unterentersbach kann durch
Verhandlungen mit dem NS-Kommandanten, an denen sich auch der seit
1937 in Zell wohnende ehemalige NS-Propagandist Artur Dinter28 beteiligt
, vor der Zerstörung bewahrt werden. Gegen Mittag flüchtet schließlich
auch die deutsche Kommandantur in Richtung Kinzigtal nach Mühlenbach.
Am Nachmittag sprengen die Deutschen auf ihrem Rückzug noch ein
Munitionslager in den Schottenhöfen, einem Geländestück zwischen
Nordrach und Zell, mit einem weithin sichtbaren Rauchpilz in die Luft.

Auf den Nachbarort Nordrach rücken unterdessen die französischen
Truppen über die Kammhöhe zwischen dem Nordrach- und Harmersbachtal
immer weiter vor. Der Durchzug durch den Ort erfolgt ohne größere
Widerstände, auch wenn am Nachmittag noch eine Brücke beim Schuhhaus
Vollmer von deutschen Soldaten in die Luft gesprengt wurde.

Sechs Tote bei Feuergefecht auf dein Mühlstein

Zu einem letzten Gefecht kommt es am Abend des 19. April 1945 auf dem
Mühlstein29. Dort wird eine Funkstation von sieben Soldaten bedient, auch
einige Volkssturmmänner haben sich auf die vermeintlich sichere Höhe
zurückgezogen. Gegen 17 Uhr kommt es auf dem Haldeneck oberhalb des
Mühlstein-Gasthofes zu einem Feuergefecht mit einer Gruppe vorrückender
marokkanischer Soldaten, das sich bis in die Nacht hineinzieht. Bei
den Kämpfen fallen sechs deutsche Männer, Soldaten und Volkssturmmänner
. Sie sind zum Teil auf dem Nordracher Friedhof begraben. Auf dem
Haldeneck erinnert heute ein Kreuz, das von A. Fehrenbacher vom nahegelegenen
Hof gestiftet wurden, an den Kampf am letzten Kriegstag30.


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