Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 486
(PDF, 123 MB)
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Ulrich Spitzmüller

schließlich offiziell eingesetzter Bürgermeister. Fast während der ganzen
Zeit des Dritten Reiches stand der Drechslermeister vom 19. September
1933 bis im Mai 1945 an der Spitze der Stadt39.

Die Charakterisierung von Adrian Kopf durch Zeitzeugen widerspricht
dem heute gängigen Klischee vom gefühlskalten Nationalsozialisten. Kopf
sei keinesfalls ein „scharfer Hund" gewesen, auch „nicht fanatisch", sondern
ein Idealist, ein Machtmensch und Opportunist, der als Parteigenosse
an den Führer geglaubt und in der NSDAP seine Chance gesehen habe. Als
überzeugter Nationalsozialist schenkte er nach von ihm geleiteten Trauungen
den Brautleuten oft Hitlers Buch „Mein Kampf. Immer wieder fällt
bei Zeitzeugen-Befragungen über den Politiker und Menschen Adrian
Kopf die Bemerkung, daß er „viel für Zell" getan habe. Kopf förderte den
Fremdenverkehr, baute das bereits vorhandende Schwimmbad aus und legte
einen Kurpark an. Kopf unterstützte die Tradition: Die 800 Teilnehmer
eines Sonderzuges von Ausflüglern aus Stuttgart empfing er auf seine Art:
„Hoch zu Pferd in schmucker Ulanenuniform entbot Herr Bürgermeister
Adrian Kopf den liebwerten Gästen ein herzlich Willkomm ...40". Unter
seiner Amtszeit erschien 1937 eine Chronik der Stadt Zell, 1938 weihte er
das Heimatmuseum ein. Seine ehrgeizigen Pläne zum Bau einer Stadthalle
konnte er jedoch wegen mangelnder Finanzierbarkeit aufgrund des Krieges
nicht verwirklichen.

Als sich das Kriegsende in Südbaden mit dem bevorstehenden Einmarsch
der Franzosen abzeichnete, blieb Adrian Kopf - im Gegensatz zu
NS-Bürgermeistern in anderen Städten und Gemeinden, die sich noch
rechtzeitig absetzten - in Zell und übergab die Stadt mit einer weißen
Fahne der französischen Truppe41. Nach der Kapitulation führte Adrian
Kopf noch ein paar Tage die Geschäfte als Bürgermeister, ehe er von der
französischen Besatzungsmacht verhaftet und nach Freiburg in ein Inter-
nierungslager gebracht wurde42. Das politische Schicksal des einstigen
NS-Bürgermeisters läßt sich durch die wenigen vorhandenen Quellen oder
Aussagen von Zeitzeugen nur teilweise darstellen, da entsprechende Hinweise
fehlen - bis zum Jahre 1957.

Damals versuchte Adrian Kopf ein zweites Mal, diesmal auf demokratischem
Wege, Bürgermeister seiner Heimatstadt Zell zu werden. Trotz seiner
NS-Vergangenheit bewarb er sich bei den Bürgermeisterwahlen und erhielt
im ersten Wahlgang am 27. Oktober 1957 unter acht Kandidaten -
darunter auch sein Bruder Josef - auf Anhieb die meisten Stimmen: 491
der 1.485 Stimmen und damit 33 Prozent entfielen auf Adrian Kopf43. Im
entscheidenden zweiten Wahlgang verfehlte er jedoch sein Ziel und mußte
sich Rudolf Brucher (35 Prozent = 532 Stimmen) geschlagen geben. Für
Adrian Kopf stimmten am 10. November 1957 nur noch 446 Bürger
(29 Prozent), er war damit sogar noch von dem dritten Bewerber Walter
Breunig (33 Prozent = 500 Stimmen) überholt worden. Als Adrian Kopf


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