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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 488
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Ulrich Spitzmüller

erinnert sich Kurt Kussi und Hermann Beck war froh, daß „man endlich
Ruhe vor den Fliegern hatte". Verbunden mit dem Bewußtsein, daß der
Krieg vorüber ist, war sicher auch die Hoffnung auf den Beginn einer besseren
, sorgenfreieren Zeit. Ernüchternd mußten die Zeller deshalb feststellen
, daß der Anbruch dieser Zeit nach der Befreiung durch die französischen
Truppen zunächst noch auf sich warten ließ und die Zeit der Entbehrungen
nicht endete, sondern unter der Militärregierung eine bestimmte
Zeit weiterging. Analog zur Wiederherstellung der Demokratie in den
Westzonen normalisierte sich das politische und gesellschaftliche Leben
auch in Zell: Am 24. August 1945 wurde Hans Arnold vom Wolfacher
Landrat zum Zeller Bürgermeister ernannt und am 10. Dezember 1945
vom inzwischen gebildeten Gemeinderat offiziell zum Stadtoberhaupt gewählt46
. Am 26. April 1946 genehmigte die französische Besatzungsmacht
die Wiedergründung der Gewerkschaft Metall, die sich als erste Ortsgruppe
im Landkreis Wolfach nach dem Krieg konstituierte47. Und am 15. September
1946 konnte die Bevölkerung mit der ersten Gemeinderatswahl
nach dem Krieg wieder direkt über die Gestaltung der kommunalen Politik
entscheiden. Nach der Währungsreform am 21. Juni 1948 und der Verabschiedung
des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 konnte die Nachkriegsentwicklung
in Zell mit dem Jahre 1949 als abgeschlossen gelten: Am 5. Juli
1949 verlieh der badische Staatspräsident Leo Wohleb bei seinem Staatsbesuch48
in Zell das Stadtrecht, wenige Monate später, am 22. Oktober
1949, erschien nach acht Jahren Unterbrechung wieder die erste Ausgabe
der Lokal- und Heimatzeitung „Schwarzwälder Post".

5. Zusammenfassung und Anregungen

Ganze zwölf Jahre, zwei Monate und 19 Tage dauerte das „Tausendjährige
Reich" in Zell. Die Ereignisse während dieser Zeit unterscheiden sich
kaum vom Leben in anderen vergleichbaren Städten während der nationalsozialistischen
Diktatur. Zell machte Adolf Hitler zum Ehrenbürger, die
NSDAP eroberte auf undemokratische Weise die Macht im Rathaus, an
den Feiertagen der Nationalsozialisten zogen Umzüge mit Uniformierten
durch die mit Hakenkreuzfahnen geschmückte Stadt, Zell kam bei Luftangriffen
einigermaßen glimpflich davon und Zell setzte schließlich den
heranrückenden französischen Truppen keinerlei Widerstand entgegen. Am
Beispiel einer Kleinstadt wie Zell läßt sich deshalb gut aufzeigen, wie die
NS-Zeit selbst auf dem Lande, weitab von den Brennpunkten im Reich,
funktionierte und wie die Bevölkerung nach dem Zusammenbruch mit der
Vergangenheit umging.

Die Vergangenheitsbewältigung des Dritten Reiches steht nach 1945 in
Zell nicht im Mittelpunkt. Einige Beispiele sollen dies verdeutlichen: So
wird ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges erst


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