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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 636
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Quellenedition: Alfons Stadler

Dir, er rufet laut und weissagend den Seinen zu: Ich komme bald im Namen
des Herrn! - Und ob auch eine Bruderleiche zu unsern Füßen liegt,
und ob wir auch das treueste Herz nicht mehr schlagen hören, ob auch
Stirne und Brust des Entseelten noch hinüberbluten in unsere Seelen, wir
treten jetzt von Ihm hinweg, der eingegangen ist zur seligen Freiheit der
Kinder Gottes - und hören die Worte des Freiesten der Menschenkinder -
Jesu Christi! Wer Ohren hat zu hören, der höre! —

Darum siehe, Ich sende zu euch Propheten und Weise und
Schriftgelehrte: und derselbigen werdet ihr etliche tödten und kreuzigen
, und etliche werdet ihr geißeln in euren Schulen, und werdet sie
verfolgen von einer Stadt zu der andern. - Auf daß über euch komme
alles das gerechte Blut, das vergossen ist auf Erden, von dem Blut an
des gerechten Abels, bis aufs Blut Zacharias, Barachiä Sohn, welchen
ihr getödtet habt zwischen dem Tempel und Altar. - Wahrlich, ich sage
euch, daß solches Alles wird über dies Geschlecht kommen. - Jerusalem
, Jerusalem, die du tödtest die Propheten, und steinigest, die zu dir
gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie
eine Henne versammelt ihre Kücklein unter ihre Flügel; und ihr habt
nicht gewollt. - Siehe, euer Haus soll euch wüste gelassen werden. -
Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr
sprechet: Gelobet sey, der da kommt im Namen des Herrn!"

Meint man nicht, Geliebte, diese Worte enthalten die Geschichte unserer
Tage selbst; kommt man nicht in Versuchung zu glauben, unsere Zustände
seien unter dem Bilde der Sprache des Morgenlandes in sinnreicher Einleitung
gleichnißartig hier uns an das Herz gelegt worden? Wie trifft doch jedes
Wort wie ein glühender Pfeil, wie schrecklich wahr ist Alles gesagt,
wie so einfach, wie so rührend, und doch wie so entsetzlich! Aber auch
wie trostreich für ein trauerndes Volk, aber auch wie ermuthigend für die
Kleinmüthigen! Nun, so lasset uns Jesum Christum hören, wie er tröstet
und ermuthiget, hören ihn, wie er warnet und dräut!

Er sendet zu uns Propheten und Weise und Schriftgelehrte, er ist es,
Freunde, der sie sendet, der Ruf Jesu Christi ist an sie gegangen, und sie
haben gehorcht ihrem Herrn.

Oder sollte dies Wort nur dem Volke der Juden gegolten haben? War
Jesu Werk nur auf sie berechnet, ist das Schicksal Eines Volkes nicht das
lebendige Zeugniß der regierenden ewigen Weltordnung für alle Völker
der Erde?

O, die Weltgeschichte ist das Weltgericht! Die ewig kreisende gebiert
unter wiederholten Wehen immer wieder eine Frucht, die vor Jahrhunderten
vom Baume des Lebens gefallen war!

Also die Propheten und Weisen und auch die Schriftgelehrten sind von
Ihm auch zu uns gesandt worden. Wessen Sache haben sie geführt, für wen


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