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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 638
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Quellenedition: Alfons Stadler

und bankbrüchig an eigener Seele geworden, muß er dies Leben gewaltsam
verlassen.

Das geschehe uns nicht, Geliebte! Wir wissen, daß Ein fester Wille uns
leitet noch seinem Rathe, und daß Er uns endlich mit Ehren annimmt, daß
sein Rath wunderbar ist, aber Alles herrlich hinausführen wird.

Gott ist mit uns, hoffet auf den Herrn, Gott ist unsere Zuversicht! -
Muth, Brüder, Muth! Jesus weist uns, meine Freunde, nachdem er uns
getröstet und ermuthigt hat, im Verlaufe seiner Rede an die Pharisäer, nun
zur blutgedrängten Geschichte seines Volkes; schwer gekränkt, daß eben
dies Volk auch ihn von sich stößt, der ihnen das Heil bringen sollte - und
sie haben nicht gewollt! Ach, die Verblendeten, ihr Haus soll ihnen wüste
gelassen werden! Von nun an war die letzte Frist abgelaufen, die Leiter des
Volkes rannten in entsetzlicher Verblendung dem Verderben entgegen und
rissen die ganze Nation mit sich in den Abgrund! Daher die Warnung, die
aus Jesu Worten zu uns spricht: Wen Gott, der Herr, verderben will, den
schlägt er mit Blindheit! Keine Beispiele aus der Weltgeschichte wollen
wir heute dafür beiziehen, lasset uns nur aus der heiligen Geschichte einige
betrachten. Dort am Nile zeigt uns das alte Testament ein Volk in knechtischer
Dienstbarkeit. Gott erweckt diesem Volke einen Helden, - und verstocket
das Herz Pharao's! Außerordentliches geschieht - Pharao's Herz
giebt nach, heute will er das fremde Volk ziehen lassen in das gelobte Land
der Freiheit, da Milch und Honig innen fließt, aber morgen ist der Entschluß
geändert, sie sollen noch länger für ihn sich mühen, ihm unvergängliche
Denkmale bauen unter Schweiß, Armuth und Blut; - nach Riesenmühen
gelingt endlich dem Manne Gottes, Moses, der Auszug aus Aegypten
! Sie sind frei, sie sind frei! Gott aber schlägt den Pharao von Neuem
mit Blindheit, es gereut ihn, ein Volk der Knechtschaft entlassen zu haben,
eine Heeresmacht soll es zurückbringen - und siehe, und siehe, Pharao mit
seiner Heeresmacht geht unter in den Fluthen des rothen Meeres, die Wellen
schlagen über ihm zusammen! Wen Gott verderben will, den schlägt er
mit Blindheit! Und, Freunde, wie ging Jesu Christi Prophezeihung an den
Leitern und Verleitern des jüdischen Volkes in Erfüllung? „Euer Haus soll
euch wüste gelassen werden!", ruft er ihnen zu. O, wie wunderbar sind seine
Wege, wie unerforschlich seine Gerichte! - Das Land, wo die höchste
Bildung, die christliche, ihren Anfang nahm, die Wiege edlerer Menschlichkeit
, der Befreiung des Menschen von Innen heraus - dieses Land ist,
seit auf Golgatha Er blutete, allmählig das Land der Barbarei, einer wilden,
sinnlichen Religion geworden, und jene Gefilde voll Kornes und voll Reben
- durchheult der Schakal und zerstampft die Horde berittener Barbaren
. Wo ist das auserwählte Volk des Herrn? Siehe hier, und da und dort
und überall, und kein eigen Vaterland mehr für dies Volk! Mit der Sonne
ist die Bildung der Menschheit westwärts gegangen, ihr früheres Haus ist
wüste! Denn wen der Herr verderben will, den schlägt er mit Blindheit!


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