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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 639
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Gedächtnisrede auf Robert Blums Tod

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Mit Zittern rufe ich: Kann nicht auch unser Vaterland, der Sitz der Bildung
, des Denkens, der Religiosität, einst wüste werden, wenn der Herr im
Himmel die Herren dieser Welt mit Blindheit schlägt? 0, wenn die Besten
todt sind, und die wandelbare Menge von Gott sich zur Abgötterei wendet,
kann dann nicht auch bei uns der Barbar aus Osten unsere Saatfelder zerstampfen
, unsere Dörfer niederbrennen, unsere Städte zusammenschmettern
? Oeffnet die Augen! Wen der Herr verderben will, den schlägt er mit
Blindheit!

Mit Blindheit ist geschlagen, wer für sich allein ein Recht anspricht, mit
Blindheit geschlagen, wer den Geist, der doch allein die Welt beherrscht,
dämpfen will, mit Blindheit geschlagen, wer Genuß und Ehre und Besitz
für sich allein anspricht, während ohne Brod und Recht Millionen darben;
mit Blindheit geschlagen, wer Menschensatzung höher stellt als das Recht,
das mit uns geboren ist! Wer mit Blindheit geschlagen ist, der gräbt sich
sein Grab, fort und fort, Tag und Nacht, weil er nicht das Ende bedenkt,
nicht bedenkt, was zu seinem Frieden dienet. Jesus warnt: Ihr habt nicht
gewollt, wehe uns, wenn unser Haus wüste wird, - wir müßten Alle mit
dem Gange der Weltgeschichte und der Sonne eine bessere Erdenheimath
jenseis des großen Meeres suchen, - eines harmlosen Wilden Eigenthum in
Besitz nehmen, - und Thränen entfallen mir - auf ewig unseres deutschen
Vaterlandes vergessen! - Oeffnet die Augen, sehet! - Oeffnet die Ohren!
höret!

Jesus setzt zu der Warnung noch ein furchtbares Droh wort hinzu:
„Wahrlich, ich sage euch, daß solches Alles wird über dies Geschlecht
kommen!" Es ist also wahr, daß sich jede Schuld auf Erden rächt! Also
über dies jetzige Geschlecht, das unser Land bewohnt? Die Lebenden, ihre
Kinder, ihre Enkel kann es, wird es noch treffen? Alles gerechte Blut, das
vergossen ist auf Erden, soll über die Schuldigen kommen? Auch dein
Blut, todter Freund? - Wir rächen dich nicht, unsere Hände sollen rein
bleiben, die Rache ist mein, spricht der Herr! Aber jede Schuld rächt sich
schon auf Erden. Wer erzählt uns, daß auf das Vergehen plötzlich die Strafe
, die meist unsichtbare folgt? Das Gewissen! Wer zeigt uns, daß jedes
ungerechte Gut, bethaut von den Thränen der Waisen und Wittwen, kaum
auf das Großkind übergeht? Die Erfahrung! Wer klagt Könige und Völker
unbarmherzig vor aller Welt an? Die Geschichte! Wer stürzt in unrettbares
Verderben? Beide - der Weltregent, der Weltenrichter!

Und ist nur Eine Rettung, Ein Entrinnen - die Flucht zu Jesu, zu seiner
Lehre, seiner Liebe, seinem Leben, seiner Manneswürde, seiner Freiheit,
seinem Muthe, zu seinem Joche, das sanft, zu seiner Last, die leicht ist.
Heran, ihr Freunde, laßt uns die Hand reichen über der Leiche des Vollendeten
- die Hand auf das Herz: „Jesus!" sei unser Feldgeschrei! — Und
nun zum Schlüsse: Was soll dies Alles an heiliger Stätte? Wer also frägt,
dem antworte ich: Alles, was zur Veredlung der Menschheit, zum Vortheile


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