Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 643
(PDF, 123 MB)
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Buchbesprechungen und Hinweise

643

Was aber alle Schichten miteienandcr
verband, war das biedermeierlich geprägte
Idealbild der hingebungsvollen, abhängigen
Frau, berichtet Cornelia Wild in
ihrem Kapitel „Er die Eiche, sie der
Efeu". Dabei stimmte das Leitbild bürgerlichen
Ehe- und Familienglücks mit der
Wirklichkeit gar nicht überein. Denn Mti-
te des 19. Jahrhunderts war die Hälfte der
Frauen zwischen 16 und 30 Jahren nicht
verheiratet, und mußte auf eigenen Füßen
stehen. Cornelia Wild führt diese hohe
Zahl auf rigide Heiratsbeschränkungen
zurück. An dieser Stelle wäre es passend
gewesen, die Beschränkungen näher darzustellen
und in den Zusammenhang einzuordnen
.

Was bei der Darstellung der weiblichen
Lebensbedingungen im allgemeinen
und zuweilen etwas blaß bleibt, gewinnt
in der einzelnen Biographie an Farbe und
Lebendigkeit. Hier erst werden die Grenzen
deutlich, die weiblicher Selbstentfal-
tung durch Erziehung und Mode, durch
Sitte und Gesetz so eng gezogen wurden.
„Glücklicherweise ging sie ins amerikanische
Exil", schreibt Renate Büntgens über
die Revolutionärin Mathilde Franziska
Anneke, die später in Milwaukee ein
höheres Töchterinstitut leitete und zu den
großen Namen der amerikanischen Frauenbewegung
gehören sollte. Nach Amerika
flüchteten auch andere revolutionäre
Frauen aus der Region; zu ihnen gehören
Amalie Struve und Maria Antonia Stehlin.
In welcher Weise diese Ideen in Amerika
weiterlebten oder auch ihren Weg wieder
zurück in die Region fanden, wäre einen
weiteren Werkstattbcricht wert.

Renate Tebbel

Bibliotheque Nationale et Universitaire
de Strasbourg / Badische Landesbibliothek
Karlsruhe (Hg.): Die Haggada des
Eliezer Seligmann von Rosheim, geschrieben
und illustriert in Neckarsulm
im Jahr 1779. Vorwort von Oberrabbiner
Rene Gutmann, Beitrag von Robert

Weyl, Kommentar von Therese und
Mendel Metzger. 2 Bd: Faksimileband,
koloriert, 42 S., Kommentarband
(frz.-dt.), 250 S. Strasbourg 1998.

Am Abend des Pessachfestes erinnern
sich die Juden an den Auszug aus Ägypten
. Dieser Sederabend, den auch Christus
mit seinen Jüngern im Abendmahl gefeiert
hat (ungesäuerte Brote und Wein
gehören auch heute noch dazu), wird begleitet
von Gesängen, Gebeten und Segenssprüchen
, die alle zusammengefaßt
werden in einer Sammlung, der Haggada.
Von allen Büchern, die jüdische Schreiber
herstellen, war diese Haggada das begehrteste
. Manche waren kostbar illustriert
worden und im Besitz reicher Familien.
Einige dieser Handschriften sind in den
großen Bibliotheken erhalten geblieben,
eine davon (Handschrift 5988) besitzt seit
1995 die Straßburger Bibliothek, die sie in
Paris auf einer Auktion erwerben konnte:
Eliezer Seligmann, Sohn des Simeon Netter
aus Rosheim im Elsaß hat sie geschrieben
und mit Bildern versehen. Seine Auftraggeberin
oder Mäzenin war Lea, Witwe
des Nathan, Sohn des Marum Levi aus
Neckarsulm. Von Levi ist bekannt, daß er
einen wichtigen Posten am Hof von Hessen
-Darmstadt inne hatte.

Diese Faksimileausgabe ist von großer
Bedeutung für das jüdische Erbe am
Oberrhein. Denn wie in den jüdischen
Landgemeinden drüben im Elsaß, wurde
auch rechtsrheinisch das Pessachfest nach
den zeremoniellen Vorgaben begangen,
wie sie in der Handschrift aufgezeichnet
sind. Auch hier endete der Sederabend
mit dem Wunsch: Nächstes Jahr in Jerusalem
! Die Edition ist also gleichzeitig Dokumentation
und Quelle jüdischen Lebens
beidseits des Rheins.

Therese und Mendel Metzger kommentieren
detailliert jeden Aspekt des
Manuskriptes und betrachten es in seiner
Zeit. Weitere Haggadot des 18. Jahrhunderts
werden vorgestellt, etwa jene des
Abraham von Ihringen für Zalman Weisle
aus Karlsruhe, und ihre jeweilige Abhän-


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