Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 649
(PDF, 123 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2000/0649
Buchbesprechungen und Hinweise

649

programmatischen Titel: „Einladung zu
einem Rundgang" bereits mehrere Führer
zur jüdischen Geschichte württembergischer
und fränkischer Orte erschienen.
Als Autoren konnten mit Uwe Schellinger
und Martin Ruch zwei ausgewiesene Kenner
der jüdischenGeschichte der Ortenau
gewonnen werden. Beide Autoren folgen
dabei dem vom Verlag vorgegebenen Gestaltungskonzept
, das Wort und Bild
gleichwertig nebeneinander wirken läßt.
So sind in den beiden Rundgängen viele
historische Aufnahmen und Dokumente
abgebildet, welche die knapp gehaltenen
Texte ergänzen. Die einzelnen Stationen
können anhand der beigegebenen Ortspläne
nachvollzogen werden.

Einen eigenen Schwerpunkt setzt
Schellinger mit der Vorstellung jüdischer
Kippenheimer und Kippenheimerinnen,
die sich vor allem in der Welt der Musik
und der Literatur einen Namen gemacht
haben, wie z. B. die Komponistin Pia Gilbert
-Wertheimer oder die Historikerin und
Schriftstellerin Selma Stern-Täubler. Sein
Rundgang durch Kippenheim versucht
den geschichtlichen Ablauf nachzuzeichnen
und beginnt folgerichtig im „Juden-
gässle", dem Ghetto des 18. Jahrhunderts.
Damals lebten nur wenige jüdische Familien
in dem baden-badischen Ort. Nach
der Gründung des liberalen Großherzogtums
Baden verlegten die meisten jüdischen
Händler ihre Wohnsitze in die Dorfmitte
, wo sie bessere Verkaufsmöglichkeiten
vorfanden. Diese Entwicklung greift
der Rundgang auf und führt in die Post-
straße, dem jüdischen Zentrum des 19.
und 20. Jahrhunderts. Dort kündet heute
noch das 1851 eingeweihte Synagogengebäude
von der einstigen Bedeutung der israelitischen
Gemeinde Kippenheim. Ergänzt
wird der Rundgang durch eine Darstellung
der antisemitischen Maßnahmen
der NS-Zeit bis zur Deportation der Kippenheimer
Juden am 22. Oktober 1940.

Sozusagen das städtische Gegenstück
zum Kippenheimer Rundgang bietet Martin
Ruch mit seinem Führer durch das jüdische
Offenburg. Wie Schellinger legt
Ruch seinen Rundgang chronologisch an.
Er beginnt mit dem jüdischen Ritualbad,
dem zugleich ältesten jüdischen Bauwerk
Ottenburgs. Das unterirdische Gebäude
zeugt vom mittelalterlichen Judentum der
ehemaligen Reichsstadt, das mit der Pestverfolgung
des Jahres 1349 ein jähres Ende
fand. Der Rundgang führt weiter in die
Lange Straße, wo die neuzeitliche jüdische
Gemeinde seit 1875 eine Synagoge
besaß. Sie war im „Salmcnsaal" untergebracht
, bis das Gebäude 1940 unter
Zwang zu einem Spottpreis an die Stadt
Offenburg verkauft werden mußte. Die
wirtschaftliche Bedeutung der Offenburger
Juden veranschaulicht der Rundgang
am Beispiel der Kaufhäuser Hauser & Le-
vi und Bloch, die beide in der Hauptstraße
standen. Die Geschichten der Familien
Schnurmann und Cohn eröffnen einen
Einblick in die Innenwelt der jüdischen
Gemeinschaft und dokumentieren zugleich
ihr Verfolgungsschicksal unter dem
Nationalsozialismus. Der Rundgang
schließt mit einem Besuch der 1871 eingerichteten
jüdischen Friedhofsabteilung
auf dem alten Friedhof.

Natürlich ersetzen die nur wenige Seiten
umfassenden Hefte keine Monographien
der israelitischen Gemeinden Kippenheim
und Offenburg, doch erschließen
sie auch Lesern, die keine Gelegenheit
finden per Pedes die Rundgänge nachzu-
vollziehen, anschaulich die facettenreiche
jüdische Geschichte beider Orte.

Jürgen Stüde

Weis, Dieter: Klosterkirche Ettenheim-
münster - Zur Ausstattung der Kirche
und zum Verbleib der Kircheneinrichtung
- Eine Dokumentation. Offenburg
: Reiff Schwarzwaldverlag, 1999.
136 S..

Mit Fleiß und Scharfsinn spürt der
Autor der Baugeschichte der ehemaligen
Abteikirche Ettenheimmünsters nach. Vor
allem versucht er, das Schicksal und den


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2000/0649