Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 38
(PDF, 140 MB)
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Manuel Yupanqui

Aus Scherben, Knochen und Hölzern Geschichte puzzeln

Bekannt ist auch eine kleine silberne Statuette, die den römischen Gott
Mercur darstellt. Die Figur stammt ebenfalls aus dem Kies der Kinzig und
avancierte in der Zwischenzeit zu einem Logo des Museums im Ritterhaus,
wo sie ausgestellt ist. Viel interessanter für die Erforschung der römischen
Geschichte Offenburgs sind aber Scherben, Knochen und andere Bruchstücke
, die bei Baustellen im Offenburger Stadtgebiet regelmäßig zum Vorschein
kommen.

Keramikgeschirr, das auch in römischer Zeit Modeschwankungen unterlag
und auch auf Grund seiner Zerbrechlichkeit von kurzer Lebensdauer
war, gibt den Forschern wichtige Datierungshinweise: So kann eine einfache
Tonscherbe bedeutungsvoller sein als eine guterhaltene römische Silbermünze
!

Die Bewertung der Fundstücke und die Kartierung der Fundstellen ergab
ein neues Bild von der bisher bekannten römischen Besiedlung Offenburgs
.

Fast unbekannt ist der Fund römischer Urnen in der Ortschaft Weier, die
auf einen römischen Friedhof und damit auch auf eine Siedlung zu dieser
Zeit hindeuten (Abb. 2).

Während bei Zunsweier (im Süden Offenburgs) und Rammersweier (im
Nordosten des Stadtgebietes) römische Kastelle mit Militärbad (in Zunsweier
sogar mit dörflicher Ansiedlung) bekannt sind, lassen Spuren in den
Gewannen „Galgenfeld" und „Tagmesse" auf die Lage von römischen
Gutshöfen (villa rustica) schließen.

Neuere Funde am Offenburger Stadtbuckel weisen auf eine Siedlung an
dieser zentralen Stelle hin.3 Scherben von römischen Keramikgefäßen,
Dachziegeln und Bodenverfärbungen bezeugen eine römische Siedlung im
Bereich der Offenburger Altstadt.

Spektakulär und weit über die Grenzen der Ortenau hinaus von Bedeutung
war der Fund einer großen Menge von Eichenhölzern, die im Frühsommer
1997 bei einem unterirdischen Vortrieb unter der Badstraße und
der Hauptstraße an den Tag gefördert wurden. Mit Hilfe der Dendrochro-
nologie, der Datierung von Holzproben an Hand der Jahrringe, konnte festgestellt
werden, daß ein Großteil der Hölzer im Jahre 74 n.Chr. gefällt wurde
- zu eben dem Zeitpunkt, für den der sogenannte Offenburger Meilenstein
den Bau der Kinzigtalstraße bezeugt! Selten paßt es so trefflich, daß
historische Daten sich mit auf naturwissenschaftlichen Wegen gewonnenen
Ergebnissen decken.


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