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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 199
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Bullen in Baden-Baden

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sehe Kaiser Aachen wegen der dortigen heißen Quellen als Standort für
seine Residenz.32 Um 790 ließ er die römischen Thermen aus dem zweiten
Jahrhundert im heutigen Büchelbezirk instand setzen. Ob auch die Baden-
Badener-Thermen nach dem Abzug der Römer 260 weiter benutzt wurden,
bleibt der Spekulation überlassen.

Nach seiner Blütezeit im römischen Reich wurde es in Europa zunächst
ruhig um das Badewesen.33 Erst die Kreuzritter brachten aus dem Morgenland
, wo das islamische Bad römische Traditionen fortsetzte, wieder feinere
Badesitten mit. Es galt als Zeichen hohen Lebensstandards, in seiner
Burg eine Badestube zu besitzen. Mit dem gesellschaftlichen Umbruch,
das heißt mit dem Aufstieg des Bürgertums in den Städten im 12. Jahrhundert
, entstanden neue hygienische Traditionen. Es entwickelten sich öffentliche
Bäder. Spätgotische Anlagen blieben beispielsweise in Eberbach
(Rhein-Neckar-Kreis) und in Dieburg (Kreis Darmstadt) erhalten. Beide
sind ähnlich konzipiert.34 Die kreuzgratgewölbten Haupträume werden
durch Pfeiler in mehrere Joche eingeteilt. Im Vergleich mit den römischen
Thermen sind Ausstattung, Abmessungen und künstlerischer Anspruch
dieser Bauwerke bescheiden, sie sind aber wichtige Denkmäler einer ausgeprägten
mittelalterlichen Badekultur in Deutschland.

Auch Baden-Baden, seit dem 12. Jahrhundert Residenz der Markgrafen
von Baden, spielte im Spätmittelalter als Kurbad wieder eine bedeutende
Rolle. Der Nürnberger Meistersinger Hans Foltz erwähnt die Stadt in seiner
um 1480 erschienenen Beschreibung der Heilquellen: „Zu paden in der
marckgroschafft sind päd hant von alaun ir krafft, fünf oder sechs wochen
muß man do paden, will man hilfe han."35 Das älteste erhaltene Badehaus
in der Stadt ist das Bad- und Gasthaus zum Baldreit, das 1460 erstmals urkundlich
erwähnt wird.36 Vom mittelalterlichen Baubestand blieb nichts erhalten
, in seiner heutigen Gestalt gehört das Gebäude, in dem jetzt das
Stadtmuseum untergebracht ist, dem 19. Jahrhundert an. Um 1500 besaß
die Stadt zwölf Badehäuser mit insgesamt 389 Badekästen und beherbergte
in jedem Jahr rund 3000 Kurgäste.37

Neben den öffentlichen Bädern gab es in den Schlössern entsprechende
private Einrichtungen des Adels. Eine Variante des Zuberbades stellt das
Wildbad dar, wie es im 19. Jahrhundert auch im Friedrichsbad und Augu-
stabad Verwendung fand; hierbei wurde ein mehrere Personen fassendes
Becken im Baderaum eingebaut und mit Kalt- und Warmwasserzufuhr
versehen. Ein solches Bassin, das aus der Tradition des Kurbades herzuleiten
ist, wird in Frankreich bereits im 15. Jahrhundert im Herzogspalast von
Brügge erwähnt.

Ein besonders luxuriöses Wildbad ließ sich Markgraf Philipp II. von
Baden (1575-88) im Neuen Schloß einrichten. Das großzügige Apartment,
das im Rahmen des Palas-Neubaus durch den Münchener Baumeister Caspar
Weinhart entstand, liegt im Untergeschoß im südöstlichen Abschnitt


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