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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 214
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Ulrich Coenen

gewölbe durchschneiden sich und sind zu einer Kuppel erhöht. Beide Säle
sind an der Nordseite durch Apsiden mit einem Bassin erweitert, das
größere Becken auf der Damenseite dient als Thermalbewegungsbad, weil
den Frauen der Kuppelsaal nicht zugänglich war, das kleinere auf der Herrenseite
ist ein Kaltbad. Die beiden langgestreckten, rechteckigen Umkleideräume
mit quadratischen Oberlichtern schließen das Gesellschaftsbad
nach Süden ab, in den vor die Ost- und Westfront tretenden großen Apsiden
befinden sich die Ruhesäle, die beiden kleinen rechteckigen Räume
daneben dienen bis heute als Abtrockenzimmer. Alle Becken des Gesellschaftsbades
besitzen eine aufwendige Ausstattung mit Marmor. Die
antikisierende Ausmalung, für die der Karlsruher Dekorationsmaler
Schwarzmann - nach Vorlagen von Gleichauf und Dernfeld - verantwortlich
war, ist nur im Kuppelsaal erhalten.

Dem puristischen Zeitgeschmack der Mitte des 20. Jahrhunderts entsprechend
wurde die originale Ausmalung des Friedrichsbades 1950 weiß
getüncht.6S Diesem Bildersturm fielen damals die Ausstattungen der meisten
historisierenden Denkmäler, die als wertlos galten, zum Opfer. Glücklicherweise
wurden die Wandgemälde in Baden-Baden nicht völlig vernichtet
, im Rahmen der umfangreichen Restaurierung des Gebäudes
1980/81 leider aber nur zum geringen Teil wiederhergestellt.66

Gleichzeitig mit dem Bau des Friedrichsbades, der sich wegen des
Deutsch-Französischen Krieges 1870/71, unerwarteter technischer Schwierigkeiten
und der Ausgrabungen der römischen Badruinen verzögerte, wurden
zwischen 1868 und 1871 die Thermalquellen neu reguliert.67 Der
Großherzogliche Baudirektor Robert Gerwig faßte die wichtigsten Quellen
in zwei Stollensysteme. Im Friedrichsstollen wurden neben der Friedrichsquelle
, die Höllquelle, die Brühquelle und die Judenquelle vereinigt. Bei
diesen Arbeiten versiegte die Ungemachquelle. Ein Seitenstollen nimmt
die Römerquelle auf. Um das Thermalwasser aus dem Bereich des Marktplatzes
zu fassen, legte man den Kirchen- und Rosenstollen an. Die
Erschließungsarbeiten waren ein voller Erfolg, neben einer Steigerung der
Schüttung um 20 Prozent stieg auch die mittlere Quelltemperatur. Die Büttenquelle
südwestlich des alten Thermalgebiets wurde 1894 durch einen
fast 20 Meter langen Stollen neugefaßt, wegen der niedrigen Temperaturen
zwischen 13 und 35 Grad Celsius und des offensichtlichen Anteils an
Niederschlagswasser aber bis heute nicht genutzt. 19 Meter östlich des
Mundlochs des Hauptthermalstollens wurde 1894 bis 1897 über einen
Hilfsstollen der Neue Stollen in nordöstlicher Richtung angelegt. Das dort
angetroffene Thermalwasser mittlerer Temperatur, Mineralisation und
Schüttung stellte eine weitere Bereicherung dar. 1901 bis 1902 wurde die
Höllgaßquelle, nicht zu verwechseln mit der Höllquelle im Höllstollen, neu
gefaßt. Die Gesamtlänge der Stollenanlagen, die seit der Wende zum 20.
Jahrhundert unverändert bestehen, beträgt rund 200 Meter.


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