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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 238
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Klaus Brodbeck

Da er seine Schriften nicht mit seinem wahren Namen versah, sondern
diese mit sogenannten Anagrammen verschlüsselte, sollte es bis zur ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts dauern, bis der Literaturwissenschaftler Hermann
Kurz die Entdeckung machte, daß kein geringerer als der ehemalige
Schultheiß von Renchen, nämlich Johann Jakob Christoph von Grimmelshausen
, der Verfasser der Simplicianischen Schriften ist.

Die Renchner Bürgerschaft des vorigen Jahrhunderts hat diese Erkenntnis
mit Stolz aufgenommen und reagierte schnell. 1876 veranstaltete sie
zum Gedenken an den 200. Todestag für die damalige Zeit groß angelegte
Feierlichkeiten. Schon drei Jahre später, im Jahre 1879, wurde auf Initiative
des Renchener Bürgersohns Amand Goegg auf dem zu Beginn des 19.
Jahrhunderts aufgelassenen Friedhof neben der katholischen Pfarrkirche
das erste Grimmelshausen-Denkmal, ein Sandstein-Obelisk, errichtet.
Goegg war einer der führenden Köpfe der Badischen Revolution und Finanzminister
der Revolutionsregierung. Amand Goegg war bekannt, daß
der Bildhauer Franz Breuninger in Rastatt einen mächtigen Sandsteinobelisken
geschaffen hatte, der als Denkmal für die 1848/49 gefallenen
Freischärler in der alten Festungsstadt Rastatt einen Standort finden sollte.
Doch die Großherzoglich-Badische Regierung in Karlsruhe zeigte wenig
Freude an einem Denkmal für die Revolutionäre, die zudem noch gegen
ihre eigenen Landesfürsten gekämpft hatten. Die Aufstellung des Denkmales
wurde jedenfalls verboten. Amand Goegg lenkte diesen Stein durch
Vermittlung nach Achern. Die Grundsteinlegung für das Denkmal erfolgte
am 14. Juli 1879, die Enthüllung am 17. August desselben Jahres.1 In dieser
Zeit ist der Grundstein für die bis in die heutigen Tage währende Renchener
Grimmelshausen-Tradition gelegt worden und seitdem schmücken
die Renchener ihren Heimatort mit der Bezeichnung „Grimmelshausenstadt
".

In den folgenden Jahrzehnten, die geprägt waren von Armut, Not und
dem Elend der beiden Weltkriege, wurde das kulturelle Erbe Grimmelshausens
trotz allem nie vergessen und selbst in schwierigen Zeiten immer
wieder Feierlichkeiten verschiedenster Form zum Gedenken seiner veranstaltet
. So zum Beispiel die Feier zum 300. Geburtstag im Jahr 1924 und
die Grimmelshausen-Feste 1941 und 1951.

Mit großem Aufwand bereitete man schon zu Beginn der 70er Jahre des
20. Jahrhunderts die Feier zum Gedenken an den 300. Todestag Grimmelshausens
in Renchen vor. Wissenschaftler aus aller Welt, zeitgenössische
Schriftsteller von hohem Rang, wie zum Beispiel Günter Grass und Golo
Mann, bis hin zum damaligen Ministerpräsidenten Hans Georg Filbinger
kamen gern nach Renchen und erregten Aufmerksamkeit weit über die
Grenzen des Städtchens hinaus.

Das große „Grimmelshausen-Fieber" brach aus. Der Förderverein Grimmelshausenfreunde
und die Stiftung Grimmelshausen-Archiv wurden ge-


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