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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 403
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125 Jahre Renchtalbahn

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der Schwarzwaldbahn entstand bereits eine leistungsfähige Ost-West-Verbindung
; die bautechnischen Probleme und die Kosten waren darüber hinaus
gewaltig. Als 1873 sich das wirtschaftliche Klima verschlechterte und
Strousbergs Eisenbahn-Imperium infolge eines Spekulationsskandals wie
ein Kartenhaus zusammenfiel, löste sich das Komitee auf.16 Es sollte keinen
Bahnhof Kniebis geben - nur eine sobenannte Lokomotive, die durch
das Eisenbahnunglück am 3. September 1882 bei Hugstetten traurige
Berühmtheit erlangte.17

Die Gemeinden finanzieren den Bahnbau

So blieb nur übrig, den alten Plan einer Stichbahn zu verwirklichen. Die
rechtlichen Grundlagen zum Bau einer Lokalbahn zwischen Appenweier
und Oppenau waren 1870 gelegt worden. In dem Gesetz vom 16. April
1870 war in Artikel 1 die Möglichkeit eröffnet worden, den Bau einer
Bahn von Appenweier bis Oppenau einer AG oder einem Privatunternehmen
übertragen werden konnte. Den Betrieb der Linie sollte nach Artikel 3
die Staatsbahn gegen einen Anteil von 55% der Roheinnahmen übernehmen
. Die Möglichkeit eines Weiterbaus unter gleichen Bedingungen bis
Peterstal oder Griesbach war in Artikel 4 vorgesehen.18 1874 konnten die
Bedingungen insofern noch verbessert werden, als die Staatsbahn ihre Forderungen
auf 50% der Roheinnahmen reduzierte.

Die Finanzierung des Vorhabens wurde hauptsächlich den Gemeinden
aufgebürdet. Die Gemeinden des Renchtals hatten schon 1869 einen Bezirksverband
gebildet, um den Bahnbau bis Oppenau zu betreiben.19 Als
Träger des Eisenbahnbaus wurde 1874 die „Renchthal-Eisenbahn-Gesell-
schaft" gegründet, die rechtlich als Aktiengesellschaft fungierte. Um die
kommunalen Finanzen nicht zu sehr zu belasten, war schon 1866 vorgeschlagen
worden, durch Holzverkauf aus den Wäldern Kapital für den Eisenbahnbau
zusammenzutragen.20 Vor allem die Hintergetös-Gemeinden
griffen zu diesem Mittel. Den Löwenanteil der Aktien erwarben die Städte
Oberkirch und Oppenau mit je 1142 Akten zu 300 Mark, was jeweils einen
Gesamtbetrag von 342.000 Reichsmark ergab. Enttäuschend war, daß sich
die Gemeinde Ramsbach nur symbolisch mit 2 Aktien beteiligte. Das hatte
zur Folge, daß die neue Bahn an Ramsbach ohne Halt vorbeifuhr.

In Bad Peterstal gab es von Anfang an erhebliche Widerstände gegen
die finanzielle Beteiligung der Gemeinde am Bahnprojekt, die schließlich
1877 in tumultartigen Szenen ihren Höhepunkt fanden. Die Motive der
Beteiligten, die „Eisenbahnrevolutionäre" oder auch „Zwölf Apostel"
genannt wurden, werden in Josef Börsigs ansonsten beachtenswerten
„Geschichte des Oppenauer Tals" als auch in den Veröffentlichungen des
Lautenbacher Lehrers Hans Heid falsch dargestellt.21 Den Rebellen wird
„Blindheit gegenüber jedem Fortschritt" und „Festhalten am Altherge-


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