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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 463
(PDF, 140 MB)
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„Sei! der Suche Stalingrad hin ich ohne Nachricht

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tember 1947 erhielt: „... In einem halben Jahr wurde mein Lebensglück
zerstört. Nach der Stalingrad-Katastrophe konnte man bei dem Vermißtsein
meines Mannes noch hoffen. Aber die Nachricht über den jähen Tod meines
Kindes ließ nicht ein Hoffnungsfünkchen mehr aufflackern. ... In den
unglücklichen Umständen hier ist das Leben zu schwer für mich. Wenn es
nicht sein müßte, möchte ich am liebsten nicht mehr weiter leben in dieser
Welt. Ich leide an Nervenentzündungen und bin oft recht hilflos. ..." Solchen
Zeilen stehen aber Briefe gegenüber, die zeigen, daß die Schreiberin
wieder Hoffnung gefunden hatte. Nachdem sie einen Brief der Nachbarin
gelesen hatte, in dem diese ein Lebenszeichen ihres Mannes erhalten hatte,
schrieb sie im März 1948 an Michael Keßler: „... Als ich am Ostersonntag
den Brief in Händen hielt, da war es mir, als ob plötzlich ein Sonnenstrahl
aus düsterem Himmel dringe. Die Nachricht, daß Sie, geehrter Herr
Keßler, als Kamerad von Herrn G. aus russischer Kriegsgefangenschaft
zurückgekehrt seien, ließ auch mich wieder etwas hoffen, denn auch ich
warte seit den Schreckenstagen mit meinen beiden Kindern auf meinen lieben
Mann. ... Noch ist es mir nicht gelungen, über das schwere Schicksal
meines Mannes etwas in Erfahrung zu bringen, und so erlaube ich mit die
Anfrage, ob Sie vielleicht meinen Mann gekannt haben. ..."

Im September 1949 bat eine Frau um Gewißheit: „... die Ungewißheit
um das Schicksal meines Mannes läßt mich nicht zur Ruhe kommen. Einmal
denke ich, oh er ist vielleicht schon lange tot, dann hat man aber immer
wieder doch noch ein bißchen Hoffnung im Innersten seines Herzens
und glaubt, daß er vielleicht doch noch am Leben ist, und ich ihn eines Tages
wiedersehe. Wenn ich nur einmal eine Gewißheit erhalten könnte, denn
diese Ungewißheit ist furchtbar und zermürbt einem ganz. ..." Das führte
bei manchen dazu, daß sie sich an alle denkbaren Nachrichten und Vermutungen
klammerten. So schrieb eine verzweifelte Frau im November 1948:
„... ja, es sind schwere Zeiten für eine Frau so allein dazustehen. Denken
Sie mal, werter Herr Kessler, 1943, am 25. Januar kam mein Mann nachts
im Traum zu mir und sagte, liebe Ella, ich komme nun nicht mehr, ich bin
tot, ich wollte es Dir nur sagen. Nun meine ich auch immer, er sei vielleicht
auch nicht mehr unter den Lebenden. ..." Und trotzdem hoffte sie auf
eine günstige Nachricht von Michael Keßler.

Auf die Information hin, daß ihr Mann in Gefangenschaft lebe, schrieb
eine Frau im Oktober 1947 aus der Umgebung von Fulda folgendes: „Sehr
geehrter Herr Kessler! Ihren Brief habe ich soeben erhalten. Würden Sie
nicht so weit von hier wohnen, käme ich Sie einmal besuchen, um recht
viel zu erfahren. Gebe Gott, daß unser lieber Vati auch bald heim darf! Haben
wir auch die Heimat und unser Hab und Gut verloren, unseren Vati
wollen wir doch nicht verlieren. Das würde am wehesten tun. Ein Trost ist
es mir, daß mein Mann immer sehr zäh und rege war und sich vor keiner
Arbeit scheute. Das wird ihm vieles erleichtern. ... Bitte, Herr Kessler, falls


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