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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 524
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Tobias Wöhrle

Am 21. Oktober trat Neumaier offiziell sein Amt an. Für ihn rückte
Josef Gißler vom Bürgerausschuß in den Gemeinderat nach, wo er am
30. November 1933 verpflichtet wurde.66

Alle ehrenamtlichen Posten in Steinach waren nun wieder besetzt und in
nationalsozialistischer Hand.

Seltsame Hinweise - Die Entlassung des Gemeinderechners

In der Gemeinderatssitzung am 26. Juni 1933 kam ein Antrag der NSDAP-
Ortsgruppe vom 24. Juni zur Beratung, der die Entlassung des Gemeinderechners
Wilhelm Korhummel verlangte. In der gleichen Sitzung wurde
auch von der endgültigen Auflösung der SPD und der KPD durch den Gemeinderat
Kenntnis genommen. Es folgte der Beschluß, den Gemeinderechner
auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums
zu entlassen, welches das Beamtentum gefügig machen sollte und alten
Kämpfern den Weg in die öffentliche Verwaltung ebnen sollte, und die
Stelle neu zu besetzen.67 In den Gemeindeakten findet sich kein Hinweis
auf die Entlassung Korhummels. Nur der Beschluß im Gemeinderatsprotokoll
weist darauf hin. Ein paar Jahre später wird er wieder als Gemeinderechner
geführt. In den Entnazifizierungsunterlagen ist angegeben, daß er
ab 1937 Parteimitglied gewesen sei. Im Jahre 1945 wurde Korhummel von
den Franzosen als kommissarischer Bürgermeister eingesetzt.68

Im Führer vom 21. Juli 1933 wurde ein Artikel unter der ironisch gemeinten
Überschrift „Sie fehlen uns, Herr Korhummel!" abgedruckt, der in
direkter Beziehung zur Entlassung des Gemeindebeamten stand. „Wir können
es ja eigentlich gut verstehen, daß Sie mit allen Mitteln versuchen, sich
in unsere Bewegung einzuschleichen. Um Sie von vornherein jeglichen
Zweifels zu entheben, wollen wir Ihnen auf diesem Wege bekannt geben,
daß die SA-Reserve nicht dazu da ist, Ihnen Ihren Posten retten zu helfen.
Trotz Ihrer politischen Reife, der Sie sich Ihrer Zeiten selig unseren Parteigenossen
und sonstigen Personen so oft rühmten, haben Sie die Gelegenheit
verpaßt. Glauben Sie vielleicht, wir haben vergessen, was Sie sich unserem
Führer und Reichskanzler Adolf Hitler gegenüber alles auszusprechen
erlaubten. Wie stellen (stehen, Anmerk. d. Verf.) Sie heute zu ihren s.
zeitigen Redensarten, daß die Sozialdemokratie immer noch bestehen werden
(werde; Anmerk. d. Verf.), wenn von einem Adolf Hitler nur noch in
den Büchern geschrieben steht? Sie werden sich an solche Sachen wohl
nicht mehr erinnern können, was? Wir haben uns alles bestens notiert und
können Ihnen auf Wunsch noch mit mehr Material dienen."69

Anhand der Akten und Unterlagen im Gemeindearchiv ist nicht zu
klären, was damals vorgefallen ist. Der Zeitungsartikel deutet auf die Entlassung
eines politisch Andersdenkenden. Wie lange Korhummel seinen
Dienst nicht versah und durch welche Umstände er wieder auf seinen Posten
kam, ist nicht zu sagen.


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