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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 600
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600

Inge Joekers

1. Frauen auf dem Schwarzwaldhof

Der Alltag der Frauen, ihre Arbeit, ihr Denken und Fühlen, ihre Sorgen
und Freuden drehten sich um das Wohl des Hofes. Ihre eigene Persönlichkeit
stand im Hintergrund. Darüber wurde nicht gesprochen. Sie fügten
sich in die bestehende Hierarchie auf den Höfen ein. Der Bauernhof wurde
wirtschaftlich geleitet vom Hofbesitzer, dem Bauern. Er vertrat als Oberhaupt
die Familie auch als Arbeits- und Erwerbsgemeinschaft nach außen.
Die Bäuerin war im Idealfall seine engste Beraterin und Mitarbeiterin. Die
Zuständigkeit für einzelne Arbeitsbereiche auf dem Hof war aufgeteilt. Der
Bauer war verantwortlich für Feld, Wiesen, Wald und Vieh, die Bäuerin für
Haus, Schweine, Kleinvieh und Garten.

Die Erziehung der Mädchen auf den Bauernhöfen war auf ihre spätere
Bestimmung hin ausgerichtet. In der traditionell geprägten Bauernfamilie
war die Frau dem Mann untergeordnet.

„Der Mann versteht zu leiten, zu beurteilen, und hat den Willen dazu.
Die Frau versteht auszuführen, aber meist nicht selbständig zu denken und
zu urteilen. Dieser Unterschied wird durch die Anschauung der Eltern
großgezogen, dass das Mädchen Selbständigkeit und den Willen dazu nicht
nötig hat, da sie es später doch so zu machen hat, wie der Mann es
wünscht."2

Ihre Zukunftsvorstellung war, auf einen Hof zu heiraten und selbst
Bäuerin zu werden. Als Bäuerin kam für die Bauernsöhne nur eine Bauerntochter
eines Hofes vergleichbarer Größe in Betracht.

„Die heiratsfähigen Mädchen warten still, fast fatalistisch zu Hause, bis

ein Mann sie will.....Der Hofbauer kann erst, wenn die Eltern geneigt sind,

den Hof abzugeben, auf Brautschau gehen. Dabei sind die Mitgift- und
Vermögensverhältnisse des Mädchens ausschlaggebend, sie sind wegen der
Auszahlung der weichenden Erben für den Hofbauer von Wichtigkeit."3

Die ersten Jahre nach der Hochzeit auf dem neuen Hof waren für die
jungen Frauen meistens hart. Oft gehörte der Hof noch den Schwiegereltern
, die in allen Dingen das Sagen hatten. Die räumlichen Gegebenheiten
im Schwarzwaldhaus zwangen zum Führen eines gemeinsamen Haushaltes
.

„Für die noch unerfahrene junge Frau ergibt sich daraus eine Fülle von
Kränkungen, denn die Kritik der alten Bäuerin an ihrer Tätigkeit ist noch
härter als die des Mannes."4

Die Arbeitsbereiche der Frauen galten als minderwertig: Haushalt, Kochen
, Wäsche, Kinder und Kleinvieh sowie der Garten mußten von den
Frauen nebenher erledigt und versorgt werden. Ihre Hauptaufgabe war es,
dem Bauern bei seiner Arbeit zur Hand zu gehen, ihm zuzuarbeiten. Umgekehrt
war das in keinem Bereich der Fall. Ihr Mitspracherecht war gering
.


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