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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 614
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Inge Jockers

„Do bisch ieberall debie gsi. Deheim het mer net welle hocke. " (1925)

Dabei nahmen sie keinerlei Rücksicht auf ihre Gesundheit. Sie waren stolz
auf ihr Durchhaltevermögen.

„Solang mer e klein weng sich ieber Wasser halte het kenne, isch mer net krank
gsi." (1915)

Hausarbeiten wie Kochen, Backen, Putzen, Waschen, Bügeln, Flicken,
Nähen waren ausschließlich Frauenarbeiten. Daß sie ihre Männer bei der
Feld- und Waldarbeit unterstützten, war für die Frauen selbstverständlich.
Daß die Männer ihnen bei der Hausarbeit zur Hand gehen könnten, war für
sie unvorstellbar. Das schafften sie allein.

„D'Männer hen halt vun de Frauenerbete nind welle wisse. Des isch net gsi wie hitzetag
, dass de Mae spielt, nai. E Frau het miesse meh schaffe, seil isch wohr."
(1912)

Hausarbeit galt nicht als vollwertige Arbeit. Sie mußte nebenbei erledigt
werden, wenn draußen, beim „Schaffen", die Hilfe der Frau nicht gebraucht
wurde. An Regentagen hatten die Frauen Zeit, „ihre" Arbeit zu
erledigen. Sie empfanden die Hausarbeit, die sie eigentlich für alle erledigten
, als „ihre" Arbeit und Pflicht.

„Un wenn Regewetter gsi isch, no hesch au widder Zit ghoe, dass de s'Sach hesch
kenne flicke un naihe un mache. Mer het zu allem au widder Zit kriegt." (1925)

Oft arbeiteten die Frauen bis spät in die Nacht, um die Hausarbeit zu erledigen
. Nachmittags zu Hause bleiben und Hausarbeit zu erledigen, wenn
die Frau draußen gebraucht wurde, war undenkbar. Die Frauen haben ver-
innerlicht, daß ihre Hausarbeit keine Arbeit ist. Wenn eine Frau nachmittags
bügelt, drückt sie sich vor der eigentlichen Arbeit.

„Biegelt het mer meischtens am Obe. S'isch manchmal zehni, halber elfi gsi, wo ich
noch biegelt hab. Wenn do e Frau am Nomedag deheim bliebe wär, wegem Biegte,
no hcitt's gheiße, des isch e Fule, die geht net rus." (1925)

Der Hausputz war ein notwendiges Übel. Putzen wurde nicht als Arbeit anerkannt
. Ordentlich und sauber wollten es die Männer schon haben, meinten
die Frauen. Sie putzten also nicht, weil sie es selbst für richtig hielten.
Es ist ihnen wichtig, den Wunsch des Mannes als Grund zu nennen. So
wird auch die Arbeit des Putzens aufgewertet.

., Putze hem mer au iniesse. De Mann het 's au welle sufer hoe." (1920)

Bei aller Arbeitsüberlastung hatten die Frauen ihren Stolz, besonders schöne
und vielfältige Blumen in ihren Gärten zu haben. Der Garten gehörte ihnen
allein. Um so schlimmer war es für sie, wenn ihnen keine Zeit für


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