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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 641
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641

Hausach - ein historischer Streifzug durch das Jahr
1950

Noch mehr Flüchtlinge!

Gegen Kriegsende, 1945, besonders aber danach, strömten Millionen von
Menschen, auf der Flucht und aus ihrer angestammten Heimat im Osten
vertrieben, in das ausgebombte Deutschland hinein. Doch viele von diesen
Flüchtlingen und Heimatvertriebenen mußten 1950 im Rahmen eines
Flüchtlingsausgleichs ihre ersten Zufluchtsstätten vor allem in Schleswig-
Holstein, Niedersachsen und Bayern wieder verlassen, um in den anderen
deutschen Ländern Aufnahme zu finden. Dazu kamen noch „illegale
Grenzgänger", die auf eigene Faust dem ostdeutschen „Arbeiter- und
Bauernparadies", der sowjetischen Besatzungszone, den Rücken zugekehrt
hatten.

So wurden dem Kreis Wolfach nach und nach immer wieder neue
Flüchtlingstransporte zugewiesen, die zunächst auf dem Hausacher Bahnhof
eintrafen, um von dort auf die verschiedenen Gemeinden verteilt zu
werden. Die Hausacher Stadtverwaltung mußte für das Umladen der wenigen
Habseligkeiten der Ankommenden, Arbeitskräfte zur Verfügung stellen
. Das örtliche Rote Kreuz verteilte an diese Menschenscharen bis zum
Weitertransport Tee und Suppe. Im Dezember 1950 kam der letzte Flüchtlingszug
an. Damit hatte der Kreis Wolfach 2000 Heimatvertriebene aufgenommen
.

Obwohl in Hausach durch die französische Besatzungsmacht und die
bereits untergebrachten Flüchtlinge eine katastrophale Wohnungsnot
herrschte, mußte die Gemeinde erneut über 50 neu angekommene Vertriebene
aufnehmen. Ein Schicksal von vielen: 1941 Umsiedlung aus den Baltenstaaten
, 1943 Osteinsatz in Rußland, 1944 Flucht und Verlust von Hab
und Gut, 1945 Zusammenbruch in Danzig erlebt, dabei den Vater durch
Artilleriebeschuß verloren, Mutter schwer verletzt, 1946 von den Polen
ausgewiesen, später wurde die Mutter nach einer schweren Operation herz-
und nervenkrank . . .

Eine von der Gemeinde eingesetzte Wohnungsbau-Kommission durchkämmte
nochmals alle Wohnungen, um den letzten Quadratmeter Wohnraum
für die Neuangekommenen bereit zu stellen. Selbst das katholische
und evangelische Pfarrhaus blieben davon nicht verschont. Darüber war die
einheimische Bevölkerung nicht gerade erfreut. Das Boot war voll, Hausach
platzte aus allen Nähten! Trotzdem wurden die Gemeinden angewiesen
, die Heimatvertriebenen „menschenwürdig" unterzubringen. Die Wohnungsbaukommission
war nicht zu beneiden! Wie schrieb doch Bürgermeister
Eugen Heizmann an einen Hausbesitzer: „. . . Ich bitte Sie, für die


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