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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 368
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Klaus G. Kaufmann

sich als Heilkundiger für Mensch und Vieh, er vertrieb Amulette aus Menschenhaut
, er verkaufte ausgelassenes Menschenfett an die Apotheker. Er
war gefragt in der Tier- und Seuchenmedizin, in der Humanmedizin trat er
in Konkurrenz zu den studierten Medizinern, was bald die Obrigkeit auf
den Plan rief. Sie verbot ihm „das Herummedizinieren" an Einheimischen8
(Fremde durfte er behandeln!), oder sie ließen ihn erst nach erfolglosen
Versuchen der studierten Konkurrenz zum Zuge kommen.

Allerdings war der Umgang mit der Magie auch für einen Scharfrichter
nicht ungefährlich, wie aus einer Begebenheit in Memprechtshofen aus
dem Jahre 1612 zu erfahren ist: Dort hatte Meister Matthias Burckhardt,
Scharfrichter und Wasenmeister, sich mit der Anklage der Hexerei auseinanderzusetzen
. Er war schon 22 Jahre im Amt. Wohl vor 16 Jahren hatte er
jetzigen Sträflingen, als sie noch Buben waren, auf deren Begehren, ihnen
etwas zu geben, was für Hauen und Stechen gut sei, also unverwundbar
mache, wohl um seine Ruhe zu haben, ein Tüchlein mit eingebundenem
Brot und Salz gegeben. Er machte ihnen zur Auflage, diese nie zu öffnen,
da sonst die Kunst hinfällig sei. Er hatte sich auch nicht gescheut, dies seinen
Brüdern und Freunden zu erzählen. Allerdings hatte dieser harmlose
Spaß den Herren Räten in der Kanzlei zu Buchsweiler eher wie Hexerei
ausgesehen. Wohl aufgrund der Intervention seiner Verwandten, allesamt
Scharfrichter aus der Umgebung, die bereit waren, mehrere 1000 Taler als
Kaution zu leisten, da er, „ein blöder Mann mit allerlei Leibsschwachheiten
, vornehmlich der Gicht beladen und im Gefängnis schweren gesundheitlichen
Schaden nehmen möge", haben die Herren Räte ihn zur unverzüglichen
Zahlung von 1000 Gulden an den Grafen verurteilt, wobei sie
weitere Bedenken wegen seines Alters und seiner Blödigkeit zurückgestellt
haben.9

Manche Scharfrichter schrieben ihre medizinischen Erkenntnisse sogar
in Büchern nieder, wie u. a. 1666 der Grafenhausener Scharfrichter Michel
Meyer sein „Symbadisches Arzeneybuch for Mensch und fich, aufgesetzt
for Noth fahl fom dogtor Freymann Scharfrichter Meyer"10 oder „Nachrichters
nützliches und aufrichtiges Pferd oder Roß-Arzney-Buch" des Tübinger
Scharfrichters Johannes Deigentesch.11

Dass Scharfrichter sich auch unternehmerisch betätigten, lässt sich
zumindest an einem Fall in der Ottenau nachweisen. Der Lahrer Scharfrichter
Georg Friedrich Frank (Franck) (* Straßburg 17.10.1738, tLahr
27.12.1798) ist 1784 Mitbegründer einer Fayencefabrik in Dautenstein
(Gemeinde Seelbach bei Lahr).12

Die Auswirkungen der „ Unehrlichkeit"

Woher die „Unehrlichkeit" kam, hat man bis heute nicht endgültig erklären
können. Man nimmt an, dass in früher Zeit der Tod oder das rituelle Töten


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