Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 490
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Ludwig Uibel

auch in wenigen Wochen erfolgte. Das Schulzimmer selber war nicht zur
Diskussion gestanden.

Am 15.3. 1860 kam das besagte Unterrichtszimmer erneut in die Diskussion
. Wieder ist es der Bezirksarzt, der die Angelegenheit ins Rollen
bringt. Dieser schreibt am 15.3.1860: „In Lichtenau ist noch kein neues
Judenschulhaus. Das alte ist als solches garnicht zu gebrauchen. Die reichen
Juden in Lichtenau können wohl ein solches neu bauen." Wieder
schaltet sich die Ortsschulinspektion ein. Wir verdanken dieser Intervention
die genauen Maße des Schulzimmers: „22 Fuß lang, 14 Fuß tief, 7 Fuß
hoch, der Flächenraum also 308 Quadratfuß (ca. 28 qm)." In der Regel kämen
nicht mehr als 20 Schulkinder auf einmal in den Raum, und dafür sei
er groß genug. Die geringe Höhe ließe sich vergrößern, wenn man die Decke
bis zu den Dachsparren anheben würde.

Im abschließenden Bericht wird bestätigt, dass der Schulraum sich in einem
guten Zsutand befände: „Das Haus hält noch einige Jahre." Auch ein
Bericht des Lichtenauer Arztes Dr. v. Langsdorf (1869), nach dem besagtes
Unterrichtszimmer sich in einem ungenügenden Zustand befände, änderte
nichts an der Beschlusslage des Bezirksamtes, das festlegte: „Keine weiteren
Maßnahmen."

Wie ist es möglich, dass die maßgebende Behörde nach 26 Jahren ergebnisloser
Verhandlung so resigniert? Das wird verständlich, wenn man
erfährt, dass in eben diesem Zeitraum die Lichtenauer israelitische Gemeinde
in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt zwei Bauvorhaben in kurzer
Zeit durchgeführt und sich dabei sicher in ihren finanziellen Möglichkeiten
bis an die Grenze engagiert hat.

Der erste Neubau betraf „Das israelitische Frauenbad"6 für die Frauen
der israelitischen Gemeinde Lichtenau.

Beim Neubau der Lichtenauer Synagoge im Jahre 1810 wurde im Keller
des Gebäudes ein Frauenbad eingerichtet, denn 1824 wird von einem „Reinigungsbad
unter dem Schulhaus" berichtet.

Das Physikat (der Bezirksarzt) des Bezirksamtes Rheinbischofsheim
hatte schon frühzeitig Bedenken gegen dieses Bad geltend gemacht, und so
wurden 1824/25 Pläne für ein neues Bad entworfen. Doch vorläufig blieb
alles beim Alten. Zehn Jahre später (1834) machte der Bezirksarzt einen
neuen Vorstoß und nannte das im Augenblick benutzte Bad „eine schauerliche
Spelunke".

Doch erst im Jahre 1854 entschloss sich der Synagogenrat zu einem
Neubau. Dieser entstand am Nordrand des Lindenplatzes auf einer Fläche
von 56 qm (Lagerbuchnr. 224). Am 2. September 1855 war der Neubau
fertig gestellt und konnte seiner Bestimmung übergeben werden. Seine
Kosten betrugen 826 Gulden, die über ein Darlehen beschafft wurden. Mit
der Betreuung des Bades wurde ein Kaufmann mit dem Namen Kaufmann
beauftragt, der wahrscheinlich im Hause nebenan wohnte. Die Bauleitung


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