Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 714
(PDF, 145 MB)
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714

Buchbesprechungen und Hinweise

Offenburger Opfer der Shoah hinzuweisen
, die sonst nirgendwo mehr ein Grab
haben (vgl. auch S. 101. S. 105, S. 108,
S. 110, S. 121). Doch auch bislang völlig
unbekannt gebliebene jüdische Offenbur-
ger/-innen haben nun wieder ein Gedenken
erhalten. Traurig stimmt hier die Nachricht
der 1901 in jungen Jahren gestorbenen
Bertha Kahn: „Ein junges Fraeulein,
sittsam und freundlich, von prinzessinnen-
hafter Feinheit, zur Trauer ihrer Eltern
noch in ihrer Jugend geptlueckt, so kam
sie noch nicht zur Haelfte ihrer Tage"
(S. 59). Wir lesen aber auch etwas amüsiert
von Elieser, Sohn des Seev (= Leo
Haberer), der ein „teurer Junggeselle" und
ein „Augapfel seiner Eltern" gewesen sein
soll (S. 83). Interessant sind schließlich
Hinweise auf Juden und Jüdinnen, die aus
unterschiedlichen Beweggründen von weit
her, teilweise aus dem Ausland, nach
Offenburg gekommen waren und dort verstarben
(vgl. etwa S. 30 oder S. 90). In
diesem Zugang zu den jeweiligen Einzel-
biografien liegt der eigentliche Gehalt dieser
Dokumentation. Die Grabinschriften
beinhalten eine Vielzahl aussagekräftiger
Details. Leider haben die Autoren bei mehreren
Grabsteinen versäumt, erläuternd die
christlichen Datumsangaben (Sterbedaten)
hinzuzufügen. Dies zur Regel zu machen,
hätte für Benutzerinnen ohne genaue
Kenntnis des jüdischen Kalenders den Gebrauch
des Buches erleichtert. Eine weitere
Hilfe wären Hinweise oder Beschreibungen
etwaiger Grabsteinsymbole gewesen
, die ja für die Charakterisierung der
Verstorbenen eine nicht geringe Bedeutung
haben. Nützlich für BesucherZ-innen
des Begräbnisortes ist hingegen eine
„Schematische Darstellung der Gräber-
Anordnung" (S. 28 f.) sowie ein abschließendes
Namensverzeichnis. Ein leider nicht
vorhandener Ortsindex hätte die intensivere
Arbeit mit dem Buch sicherlich ebenfalls
erleichtert; nicht zuletzt im Hinblick
auf die Erforschung der jüdischen Migration
im 19. und 20. Jh. wäre eine kompakte
Übersicht darüber, aus welchen Orten

die in Offenburg begrabenen Jüdinnen
und Juden ursprünglich stammten, weiterführend
gewesen. Verwirrend sind zudem
eine ganze Reihe von Nummerierungen,
die zwar in der schematischen Übersicht
als Einzelgräber aufgeführt sind, denen
aber seltsamerweise keine Inschriften zugeordnet
sind (11, 16, 69, 96, 129, 139,
165, 207, 221, 223, 230, 249, 261, 266,
271, 273, 277, 279, 281, 289, 290, 293,
299). Weiterhin sind in der Liste der Kindergräber
die ebenfalls in der Übersicht
enthaltenen Nummern Kl6. Kl7, Kl8,
K29, K30, K31 und K35 nicht aufgeführt.
Handelt es sich hier möglicherweise um
vorhandene Gräber ohne Grabsteine?
Hierzu lässt sich keine Erläuterung finden
. Zudem hätte man sich in wissenschaftlicher
Hinsicht bei den kommentierenden
Texten dezidiertere Quellenangaben
gewünscht. Dies fällt beispielsweise
bei einer hier publizierten Grabrede von
Bezirksrabbiner Rawicz aus dem Jahr
1912 auf (S. 25-27). Woher stammt der
abgedruckte Text? Bei der Datierung des
ältesten Grabsteins herrscht auch Unklarheit
. Ruch spricht von einem Stein aus
dem Jahr 1771 (S. 15), während die eigentliche
Dokumentation den 8. September
1796 nennt (S. 129). Es fehlt zuletzt,
etwa in der Literaturliste, auch ein Verweis
auf die eingangs erwähnten vorausgegangenen
Gräberdokumentationen aus
den Jahren 1987 und 1995. Die Autoren
müssen sich somit leider den Hinweis auf
einige Versäumnisse. Flüchtigkeitsfehler
und Sorgfaltsmängel gefallen lassen. Der
Publikation hätte eine abschließende
Überarbeitung oder auch der Mut zu
weiterführenden Ergänzungen sicherlich
gut getan. Diese Kritik fällt im Wissen um
die Notwendigkeit und den Aufwand der
geleisteten Arbeit besonders schwer. So
gilt es. den grundsätzlichen Verdienst der
vorgelegten Publikation abschließend
noch einmal ausdrücklich zu betonen.
Nach den neulich erschienenen Dokumentationen
zu den jüdischen Begräbnisplätzen
in Schmieheim (1999) und Diersburg


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