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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 126
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Tobias Wöhrle

den. Am 9. Dezember 1948 wurde dann die wiederhergestellte Brücke
feierlich übergeben. Zu diesem Anlass waren auch der französische Lan-
desgouverneuer für Baden, Pierre Pene, und der badische Staatspräsident
Leo Wohleb in Steinach.52

Die angespannte Ernährungssituation, die zunehmend besser wurde, führte
zu vielen Diebstählen auf den Feldern und Wiesen, aber auch in Wohnhäusern
, vor allem in Lagerräumen. So wurden z. B. im Mai 1946 aus dem
Keller von Ludwig Witt 37 Gläser und Büchsen eingewecktes Fleisch entwendet
.53

Auch wenn die Ernährungssituation im Laufe der Zeit besser wurde und
sich Deutsche und Besatzer etwas aneinander gewöhnt hatten, gab es doch
viele Konfliktpunkte und Schwierigkeiten.

Vor allem die Beschlagnahmung von Wohnraum war eine schwere Belastung
für Teile der Bevölkerung. Im Februar 1946 befanden sich in Steinach
noch 25 Evakuierte, 25-30 Brückenbauarbeiter und „80 Mann Besatzung
", wovon 10 Offiziere mit ihren Familien in Steinach lebten. Außerdem
mussten 50 ausgebombte Steinacher untergebracht werden.54

Neben Wohnungen und Zimmern für Angehörige der französischen
Besatzungsmacht, wurden auch Räume zur Unterbringung von Mitarbeitern
der UNO-Flüchtlingsorganisation UNRRA benötigt. Das Hauptquartier
der UNRRA für den badischen Teil der französischen Besatzungszone
war im Sommer 1945 in Haslach eingerichtet worden.55 Zusätzlich wurden
auch Zimmer von der UNRRA und ihrer Nachfolgeorganisation 1RO
beschlagnahmt, um DP's unterzubringen. Außerdem wurden bei verschiedenen
Familien auch Einrichtungsgegenstände, Bettwäsche, Geschirr, Kücheninventar
beschlagnahmt, um damit Personen in den konfiszierten
Wohnungen zu versorgen.56 Interessant ist, dass vor allem Familien von
Requisitionen betroffen waren, deren Mitglieder in der NSDAP und ihren
Unterorganisationen aktiv waren. Immer wieder schrieb das Bürgermeisteramt
an das Requisitionsamt in Wolfach oder an die UNRRA bzw. IRO,
leer stehende requirierte Zimmer freizugeben. Ständig gab es auch Konflikte
die Stromabrechnungen betreffend. Vor allem in den Jahren 1948
und 1949 wurden nach und nach die Wohnungsbeschlagnahmungen aufgehoben
.57

Ein neues Problem war die Unterbringung von Flüchtlingen und Vertriebenen
aus den deutschen Ostgebieten. Die französische Regierung weigerte
sich lange, diese aufzunehmen. Erst 1948 trafen organisierte Transporte in
der französischen Zone ein.58 Trotzdem wurden bereits ab 1946 Zuteilungszahlen
für Flüchtlinge und Vertriebene für die einzelnen Gemeinden festgelegt
und diesen auch mitgeteilt. Mehrfach intervenierte das Bürgermeisteramt
Steinach, um eine Verringerung der Quote zu erreichen aber ohne Erfolg
.59 Als dann 1948 auch in Steinach erste Flüchtlingsfamilien ankamen,


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