Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 181
(PDF, 99 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2003/0181
Wolfacher Fasnerlieder

181

Der Franzose Erik Satie (1866-1925) war einer der einflussreichsten
Musiker seiner Zeit und benutzte oder paraphrasierte in manchen seiner
Werke bekannte Melodien, Schlager, Operetten- und Cabaretmusik, die ihnen
einen besonderen Klang und Charme verleihen.13 Und so findet sich
auch das „Bach'sche" Fanfarenthema in Saties 1924 entstandener Ballettmusik
„Reläche" in den Sätzen „Musique de rentree" und „Les Hommes
regagnent leur place et retrouvent leur pardessus". Außerdem verwendete
er im zweiten seiner drei Stücke, die er im September 1913 komponierte
und im Jahr darauf unter dem Titel „Vieux Sequins et Vielles Cuirasses"
(Alte Zechinen und alte Harnische) veröffentlichte,14 jenen französischen
Militärmarsch, der in Frankreich zum Volkslied und in Wolfach zum Mi-
chelesmarsch geworden war. Zwischen die Notenlinien des „Danse Cuiras-
se" schrieb er einen Text, der übersetzt lautet:15

Griechische Periode

Edler und militärischer Schritt

Es wird in zwei Reihen getanzt.

Die erste Reihe rührt sich nicht von der Stelle.

Die zweite Reihe bleibt unbeweglich.

Die Tänzer erhalten jeder einen Hieb mit dem Säbel, der ihnen den
Kopf spaltet.

Anklänge an diesen Marsch finden sich auch in Saties Ballettmusik „Mer-
cure" in den Sätzen „Polka des lettres" und „Le Chaos".

Der Michelesmarsch wird bis heute in der französischen Militärmusik
benutzt und führte während der französischen Besatzungszeit nach dem
2. Weltkrieg zu einer gefährlichen Situation, da die Franzosen ihn beim
Fahnenhissen spielten und die Wolfacher Schuljugend anfing zu tanzen
und zu hopsen, wie sie es von der Fasnet her gewohnt war. Doch schließlich
konnte das Missverständnis aufgeklärt werden;16 1949 genehmigte der
Gouverneur des Wolfacher Landkreises De Rendinger die Verwendung des
Michelesmarsches offiziell.

Der Verbindungsoffizier zum Gouvernement, der elsässische Professor
Mattlinger, erzählte damals, dass es einen Text zu dem Marsch geben müsse
, der sich auf einen Marschall Michele bezöge, woraus der Name Michelesmarsch
entstanden sein könnte. Erst 1961 konnte der genaue Text des
Chansons ausfindig gemacht werden:17 Damals weilte der französische
Kapuzinerpater Antonin aus dem Kloster in Straßburg-Königshoffen während
der Fasnetzeit einige Tage zur Erholung in Wolfach und sah sich dabei
auch zusammen mit dem Wolfacher Stadtpfarrer Huber einige Fasnetumzüge
an. Als er den Michelesmarsch hörte, fiel ihm sogleich der oben
zitierte Text des Chansons ein; er schickte nach seiner Rückkehr dem


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2003/0181