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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 342
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Karl Maier

Von Gengenbach nach Appenweier kam Bossis Nachfolger Carl August
Rüttinger, der dort die Aufgaben des 2. Beamten beim Amt ausführte. Rüttinger
hatte seine Karriere als Advokat und Praktikant in Bruchsal am
Oberhofgericht begonnen, wurde Oberamtsassessor in Mahlberg und
wechselte von dort nach Gengenbach.

Gehen wir von der Anzahl der Schreiben an die Gemeinden aus, die seine
Kanzlei verließen, dann muss er ein besonders betriebsamer Mensch gewesen
sein, und wirklich bestätigte auch das Kreisdirektorium „seinen
Dienst Eifer und lobenswürdigen Fleiß",2i fand aber einschränkend, dass
sich seine „Individualität... seine Berichte und Protokolle durch eine ganz
besondere Umständlichkeit" auszeichneten.24 In seinem kritischen Urteilen
erwies sich Rüttinger als ein rascher Geist. Im Juli kam er nach Appenweier
,25 Ende August schickte er schon seinen ersten Beschwerdebrief über
seine neue Situation an das Oberamt: Das Holz, das er von den Gemeinden
für das Amtshaus geliefert bekäme, sei, bestehend aus Birke und Erlenben-
gel, von schlechter Qualität, und da das Dienstgebäude freistehend, „von
allen vier Winden angeblasen" und mit seinen hohen Zimmern schwer zu
beheizen sei, bat er die Behörde, ihm weitere fünf Klafter Holz als Besoldungszulage
zu gewähren; dabei hatte er noch keinen Winter in diesem zugigen
Bau hinter sich gebracht.26

Bedenklicher hören sich seine Klagen über den Zustand seiner Amtsgeschäfte
an, die herbe Kritik an seinem Vorgänger enthalten. Besonders die
Registratur läge in einem völligen Durcheinander und müsse von ihm
mühsam geordnet werden. Dabei bedauerte er sich selbst, dass er sein Geld
auf dem „hiesigen ganz verdorbenen Dienstposten sauer verdienen muß".
Man könnte diese Vorwürfe als unkollegialen Versuch abtun, durch den
sich ein neuer Mann besonders profdieren möchte, aber noch 1815 tadelte
das Kinzigkreis-Direktorium „das große Chaos rückständiger Geschäfte",
die Bossi anzulasten seien.27

Während Rüttingers Amtszeit in Appenweier fanden die Befreiungskriege
statt, in deren Verlauf sich mancher Badener mit seinem Großherzog
aus einem Franzosenfreund in einen deutschen Patrioten verwandelte.
Wie Rüttinger zu Napoleon stand, wissen wir nicht, der Sieg über den französischen
Kaiser erfüllte ihn jedenfalls mit großer Begeisterung, und als
am 18. Oktober 1814 der erste Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig in
Deutschland festlich begangen wurde, feierte er mit. Die Schilderung des
Ereignisses wurde zum politischen Bekenntnis.28 „Mit Recht wurde dieser
Tag in der Folge durch eine Stimme, die in ganz Deutschland erscholl zum
Tag der allgemeinen Freude, zu einem Volksfeste erkoren, das vom fernen
Norden bis zum Süden auf den höchsten Gipfeln deutscher Berge bei lichten
Flammen brüderlich vereinte, was ein deutsches Herz, im Busen trägt.
Würdig wurde dieser in der Geschichte ewige Tag vorigen Jahrs begangen,
Badens Bürger, deutsch und bieder, standen hierin keinem nach, und von


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