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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 10
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Editorial

Religion und Geschichte

Dass Glaubensfragen den Verlauf der Geschichte beeinflussen, ist eine
Banalität. Bauernkrieg und Schwedenkrieg, Reformation und Aufklärung -
in Europa und weltweit hat Religion Einfluss auf den Lauf der Zeit genommen
.

Und doch ist eben dieser einfachen Wahrheit immer wieder nachzuspüren
. Die banal erscheinenden Dinge sind zwar die existenziell bedeutenden
, aber sie geraten leichter aus dem Blickfeld hinaus als hinein.

Religion hat auch die Geschichte der Ortenau geprägt, hat sie aufgeteilt
und gegliedert. Das Hanauerland war protestantisch, die Landvogtei katholisch
. Dazwischen lagen evangelische Bezirke wie Lahr-Mahlberg und andere
neben den katholischen Territorien der Reichsstädte, des Bischofs von
Straßburg oder der Klöster. Im Bauernkrieg erhoben sich die Unterdrückten
gegen die adligen und geistlichen Herrn unter dem Zeichen des Kreuzes
, und unter eben demselben Kreuz wurden die Bauern von den Söldnern
erschlagen, im Dreißigjährigen Krieg ebenso wie in der Französischen Revolution
. Der Bischof von Straßburg zog sich damals zur Sicherheit auf
seinen rechtsrheinischen Besitz zurück.

Religion und Geschichte: die großen Wallfahrten prägen das Gesicht
Europas. Alle Wege führten nach Rom und dabei zuvor auch durch die Ortenau
, hinterließen hier ihre Spuren. Im bedrängten Alltag pilgerte man
aber eher nach Zell und „Maria zu den Ketten", nach Triberg zur „Maria in
der Tanne", nach Wittichen zum Grab der seligen Luitgard. An diesen Orten
erfuhr man Hilfe in der Not. Selbst die fromme badische Markgräfin
Sibylla Augusta mischte sich unter die Pilger. Das Gnadenbild und die Vo-
tivtafel prägten das Leben. Und für Gebete um das kranke Vieh gab es die
Wendelinuskapelle bei Nußbach: heute noch zieht die Pferdeprozession am
Patronatsfest Gläubige und Besucher, in letzter Zeit immer mehr auch Touristen
, aus der Umgebung an.

Zwischen 1933 und 1945 erfuhren viele Katholiken und Bibelforscher,
Priester und Ordensmänner und -frauen, dass ihr Bekenntnis zum Glauben,
zur Mitmenschlichkeit, eine Gefahr für den Nationalsozialismus darstellte.
Haft in Gefängnissen und Lagern, seelische und körperliche Qualen muss-
ten sie ertragen. Religion und Gegenwart erwiesen sich als unvereinbare
Gegensätze. Auch die Ortenau hat ihre Helden und Märtyrer des Glaubens.

Die besonderen Beziehungen zwischen Religion und Geschichte haben
die Ortenau zu dem gemacht, was sie heute ist. Mit dieser Schwerpunktsetzung
möchte unser Jahrbuch daran erinnern.

Die Redaktion


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