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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 36
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Ludwig Uihel

teien und Zwietracht würde gänzlich zerrüttet werden, so wurde ein neuer
Reichstag zu Oerebro eröffnet, auf welchem den 21. August ein französischer
General, der Prinz von Ponte Corvo, oder vorher war dessen Name
Bernadotte, zum Kronprinzen von Schweden erwählt ... Daß diese Thronfolgerwahl
nicht ohne Französischen Einfluß geschehen sein möge, siehet
man deutlich genug."

1811: Tod des Großherzogs Karl Friedrich von Baden.

Pfarrer Schoch widmete dem Tod und den Trauerfeierlichkeiten vier Seiten
der Chronik, ein Hinweis auf die Bedeutung, die der Verstorbene für ihn
hatte:

„Zu den vaterländischen Merkwürdigkeiten dieses Jahres rechne ich vor
allem den Tod des Großherzogs Karl Friedrich von Baden ... Nach einer
langen 65-jährigen Landesregierung, während welcher Zeit dieser edle
Fürst sehr viel Gutes in seinem Lande getan hatte, so daß dessen Asche
noch lange von seinen Untertanen wird gesegnet werden, erschallete endlich
die traurige Post, daß derselbe den 10. Juni morgens früh um 3 Uhr auf
eine solch erbauliche und christliche Weise gestorben sei, daß dadurch bestätiget
worden, wie der Gerechte selbst in seinem Tode getrost sei."

1811: Annexion der Hansestädte durch Napoleon.

„Wie unersättlich der Hochmut und Länderdurst des französischen Kaisers
sei, hat derselbe auch in diesem Jahr neuerdings bewiesen. Ohne vorhergegangenen
Krieg nahm derselbe die Republik Wallis in Besitz und vereinigte
dieselbe mit dem ohnehin schon so großen Frankreich. Desgleichen
nahm er einen großen Strich Landes an dem deutschen Meer oder der
Nordsee, worinnen die berühmten Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck
lagen, auf eben diese Art in Besitz und vereinigte diese Städte mit ihrem
großen Gebiete mit Frankreich, weil es ihm also gefiel, und so ist
heutzutage kein Fürst und König mehr sicher, daß dieser unersättliche Eroberer
ihm nicht, ehe ers sich versieht, seine Länder und Besitzungen wegnimmt
und solche mit Frankreich vereinigt, sobald es ihm beliebt. Wie lange
mag diese Tyrannei noch währen?"

Der Leser der Chronik stellt einen erstaunlichen Bewusstseinswandel
von Pfarrer Schoch fest. Während dieser noch zwei Jahre vorher dem Tiroler
Widerstand keinerlei Sympathie entgegenbringen konnte, ja dadurch
sogar die Existenz Badens gefährdet sah, wurde bei ihm in der Zwischenzeit
aus Napoleon, dem Garanten des Friedens, der Tyrann und unersättliche
Eroberer. Der Schlag gegen Nordwestdeutschland mit den Hansestädten
machte bei ihm offenbar das Maß voll.


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