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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 87
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Pfarrer Ludwig Müller: Von den Nazis verbannt

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liegt und Beweise mir dafür erbracht werden, daß eine Bemerkung
innerhalb der Predigt über Deutschland bei den Zuhörern größte
Empörung ausgelöst habe. Auch angenommen, daß eine zu verurteilende
Bemerkung gefallen ist, wäre weiterhin dortseits zu beweisen,
daß trotz Einschreitens meines Ordinariates ,eine Wiederholung derartiger
Versuche' die deutsche Sache zu gefährden, ,zu befürchten
sei'. Pfarrer Ludwig Müller ist ein älterer, ehrenwerter Priester, den
ich nicht ohne weiteres aus der Seelsorge verdrängen lassen darf.
Auch ich werde meinerseits Pfarrer Müller veranlassen, mir über
den Sinn und Wortlaut seiner Predigt Rechenschaft zu geben. Da
übrigens dortseits bei Beschwerden, die wir erheben, Angabe der
Zeugen verlangt wird, wird auch mir in diesem Fall das Gleiche zuzubilligen
sein.

gez. Erzbischof Gröber"

Pfarrer Ludwig Müller nahm mit Schreiben vom 17. Oktober an das Erzbischöfliche
Ordinariat wie folgt Stellung:

„ Von der fraglichen Predigt, die ich auf Ersuchen des Pfarrers E.
Biellman am Wallfahrtsfest Mariä Geburt gehalten habe, besitze ich
das Manuskript nicht mehr und kann darum auch den genauen
Wortlaut der Predigt nicht angeben. Der Erinnerung nach habe ich
aber ungefähr Folgendes gesagt: Dieses Jahr hängen über dem Geburtsfest
unserer himmlischen Mutter, das die Kirche mit großer
Freude feiert, schwere schwarze Wolken. Was der Krieg uns alles an
Weh und Leid bringen wird, weiß niemand von uns. Eines wollen wir
uns aber heute schon vornehmen: wir wollen nie murren und klagen
über Gottes gerechte, weise und gütige Vorsehung und nie sagen: wo
und wie haben wir das Kriegselend verdient? Unser Glaube lehrt
uns, daß wir für jede Sünde Strafen verdienen. Wenn aber das ein
untrüglicher Glaubenssatz ist, dann soll das deutsche Volk den Krieg
als eine Strafe Gottes betrachten und durch Gebet und Sühneleistung
den göttlichen Zorn zu besänftigen suchen. Daß das deutsche,
wie alle anderen Krieg führenden Völker, viel und schwer gesündigt
hat, wer könnte und wollte dies leugnen? Ich erinnere nur daran,
wie heutzutage soviele Gott geradezu verspotten und verhöhnen. Wie
behandeln diese Kreise unseren Heiland, den Gekreuzigten ? Er sei
ein Jude und darum weg mit ihm! Weg mit dem Kreuz, an dem er die
ganze sündige Menschheit erlöst hat! Weg mit der Kirche, dieser
Stiftung Jesu Christi! Was müssen in unseren Tagen die Diener der
Kirche, angefangen vom Papst, dem Statthalter Jesu Christi, bis herab
zum letzten Vikar sich alles gefallen lassen! Und dann noch die
Kinder, die Lieblinge des Heilands, — wie suchen so viele dieser Kin-


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