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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 434
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Hans-Jochen Schuck

moniert haben; beide mit Leib und Seele dem Journalismus verschrieben,
schriftstellerisch begabt und bis ins hohe Alter politisch auf linksaußen aktiv
. Die enge Verbindung schloss auch die wesensverwandten Ehefrauen
und die Kinderschar mit ein, die sich in den Ferien wechselweise in Berlin
oder auf der „Brandeck" aufhielten: Für die Provinzler die unbekannte
Millionenstadt, für die Großstädter die unermessliche Freiheit in Wald,
Feld und auf dem Kimmighof.

Der Rheinländer August Dreesbach (1844-1906) wurde nach Lehr- und
Wanderjahren in Süddeutschland und Österreich 1874 als selbstständiger
Schreinermeister in Mannheim ansässig. Seine politische Heimat war Lassalles
Arbeiterverein, was für sein mäßigendes, ausgleichendes Wirken und die
Akzente, die er als Führerfigur der südwestdeutschen SPD setzte, von Bedeutung
sein sollte. Als Redakteur und Verlagsleiter betreute er das „Pfälzisch-
Badische Volksblatt", das erste Parteiorgan der SPD in Baden überhaupt -
allerdings nach nur zehn Monaten aufgrund des Sozialistengesetzes verboten.
Unter dem Zeitungstitel stand das Motto ,AUes für das Volk, alles durch das
Volk". Dreesbach, ab 1884 Mannheimer Stadtrat, blieb dem Journalismus
treu und bekleidete nach Auslaufen des Gesetzes den Posten eines Direktors
der parteieigenen Aktiendruckerei. Er war einer der zwei ersten SPD-Abgeordneten
(der andere war Dr. Rüdt), die dem badischen Landtag angehörten,
später acht Jahre Fraktionsführer. Er vertrat den Wahlkreis Mannheim im
Reichstag von 1898 bis kurz vor seinem Tod.26 Sein Nachfolger, der jüdische
Rechtsanwalt Ludwig Frank aus Nonnenweier, holte 1907 den Wahlkreis mit
sensationellen 51% der abgegebenen Stimmen, die er später noch steigern
konnte. Dreesbachs Standort war ganz auf Seiten der Reformer, der „Revisionisten
", d.h. er vertrat die kompromissbereite Richtung innerhalb der Partei,
und musste über kurz oder lang mit dem durch marxistisches Denken bestimmten
orthodoxen Flügel, verkörpert in der Person Gecks, aneinander geraten
. Das geschah bei der Unterstützung des Zentrumsantrags, der darauf
abzielte, katholische Orden und Missionen in Baden wieder zuzulassen. Der
peinliche und in der Parteipresse unterschiedlich kommentierte innenpolitische
Konflikt über diese Frage - Ausdruck des historischen Richtungskampfes
zwischen „Gemäßigten" und „Radikalen" - landete vor dem Parteitag,
der durch Einfluss Bebels die Angelegenheit schlichtete. Die Meinungsverschiedenheiten
zwischen den beiden Parteifreunden, auch über Wahlkompromisse
, Budgetbewilligung und die Blockbildung mit den Nationalliberalen,
wurden auf langen Wanderungen um die Moos in extenso diskutiert. Der ruhige
, verbindlich-pragmatische Mannheimer hat seinem Fraktionskollegen in
der Öffentlichkeit stets die Stange gehalten. Nach Dreesbachs Ausscheiden
aus dem badischen Landtag wurde Geck Fraktionsvorsitzender.

Geht man in der kleinen, südpfälzischen Weinbaugemeinde Eschbach
zur Madenburg hinauf, ist eine zum 750-jährigen Ortsjubiläum aufgefrischte
Erinnerungstafel an einem schmalen Gehöft kaum zu übersehen:


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