Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 239
(PDF, 120 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2006/0239
239

Juden in Haslach im Kinzigtal

Vom Mittelalter bis zur NS-Gewaltherrschaft

Manfred Hildenbrand

Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei,
ist die allererste an Erziehung. Sie geht so sehr jeglicher
anderen voran, dass ich weder glaube, sie begründen
zu müssen noch zu sollen. Sie zu begründen, hätte
etwas Ungeheuerliches, angesichts des
Ungeheuerlichen, was sich zutrug.

Theodor Adorno, 1966

Die Geschichte der Haslacher Juden wurde von der Lokalgeschichtsschreibung
in Haslach bisher ausgespart.1 In den Akten im Stadtarchiv Haslach
tauchen Juden nur sporadisch auf. Sie genealogisch zu erfassen, ist sehr
schwierig, da sie in den Haslacher Kirchenbüchern naturgemäß nicht verzeichnet
sind.

Judenverfolgung im Mittelalter

Zu Beginn des Jahres 1348 wurde der „Schwarze Tod", wie man die Pest
damals nannte, vom Schwarzen Meer nach Süditalien eingeschleppt und
drang unaufhaltsam durch ganz Europa vor. Allein in Deutschland wurde
damals nahezu ein Viertel der Bevölkerung durch die Pest hinweggerafft.

Niemand konnte sich die schnelle Ausbreitung dieser verheerenden
Seuche erklären. Man suchte nach Schuldigen, die dieses Massensterben
verursacht haben könnten, und kam auf den wahnwitzigen Gedanken, nur
die Juden als „Christusmörder" könnten die Verursacher des „Schwarzen
Todes" sein. Sie sollten, so erzählten vor allem die Pfarrer der unwissenden
, leichtgläubigen Bevölkerung, Brunnen und Quellen vergiftet haben,
um den Tod der verhassten Christen herbeizuführen.2 Überall in Deutschland
fanden 1348/49 Judenpogrome statt. Unter der Folter gestanden die
Juden Greueltaten, die sie nie begangen hatten. Tausende Juden wurden
getötet, meistens öffentlich verbrannt.

1349 gestanden in der Reichsstadt Offenburg zwei Juden auf der Folter,
in die Brunnen der Stadt Offenburg Gift geworfen zu haben. Alle Juden in
Offenburg, schätzungsweise 50 bis 60 Personen, wurden daraufhin in ihren
Häusern verbrannt.3 Ein Offenburger Jude hatte unter der Folter ausgesagt,
einer seiner Glaubensgenossen namens Kerfholz aus Haslach im Kinzigtal
habe im Herbst 1348 der Offenburger Judengemeinde das Gift gebracht.4


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2006/0239