Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 57
(PDF, 115 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2007/0057
Die Forstwirtschaft in der ersten Nachkriegszeit 1945-1954

57

Land die Brennholzversorgung durch den hohen Anfall von Reisholz bei
den großen Kahlhieben gesichert war, kam die Versorgung der Städte
durch die Transportschwierigkeiten zum Erliegen.
Zum Hunger kam der Frost.

An Erfrierungen starben allein im Februar in Berlin 90 Personen.

Der alliierte Kontrollrat ließ verlauten, dass wahrscheinlich auch im folgenden
Winter 47/48 keine Kohle für den Hausbrand zur Verfügung gestellt
würde.

Die Brennholzversorgung der Bevölkerung erfolgte teils direkt durch
Selbstwerbung oder indirekt durch Arbeitsleistung bei den großen Aufforstungen
.

Auch die Stockrodung, zumeist noch als Handrodung, kombiniert mit
Sprengrodung war damals noch üblich.

In unserem Bereich war der Allerheiliger Wald Domäne der Einwohner
von Kappelrodeck, um sich mit Brennholz zu versorgen. Im Frühjahr hörte
man schon morgens um 4 Uhr bei völliger Dunkelheit die von Hand gezogenen
„Ketschkarren" und die bespannten Leiterwagen durch Ottenhofen
in Richtung Unterwasser rasseln. Bei den vielen Laien-Holzhauern waren
Unfälle häufig.

Im Umfeld der großen Städte waren oft 200-300 Amateur-Holzhauer in
einem einzigen Revier tätig. Die Aufarbeitung eines Pflichtsters im Verhältnis
1 : 3, später 1 : 2 ermöglichte die Versorgung der nicht arbeitsfähigen
Kriegsinvaliden und Kriegerwitwen.

Vorrangig vor dem Bedarf für die Bevölkerung mussten allein in Südbaden
für die Besatzungsmacht 220000 Ster Brennholz zur Verfügung gestellt
werden.

Pappel- und Weidenholz wurden in Bayern für monatlich 1.000 Beinprothesen
benötigt, dabei waren allein in Bayern im Februar 1947 noch
15 000 Beinamputierte ohne Prothese.

Beim Holzverkauf kam es zu regelrechten Tauschgeschäften auf höchster
Ebene: mit Holland Holz gegen Lebensmittel und Kautschuk und auch
mit der Schweiz gab es eine sog. Wollkompensation.

Der Sommer 1947

war außergewöhnlich heiß und trocken und begünstigte schon eine frühe
Verpuppung des Borkenkäfers. Die Katastrophe stand unmittelbar bevor.

Im Gefolge der großen Kahlhiebe begannen endlose Himbeerteppiche
zu wachsen, die gerade jetzt zur Hungerzeit willkommen waren.

In den USA wurden erste Stimmen laut gegen die Vernichtung des
Deutschen Waldes.

Besonders gravierend waren die Zwangshiebe in der französischen, aber
auch in der englischen Besatzungszone.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2007/0057