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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 59
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Die Forstwirtschaft in der ersten Nachkriegszeit 1945-1954

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und Tauschhandel. Keine oder nur minderwertige Ware kam auf den
Markt. Warenhortung wurde zum Prinzip.

Die Forstwirtschaft wurde von Umlagen und Preisdiktat bestimmt, was
die wirtschaftliche Seite noch einigermaßen in Gang hielt.

Dem Mangel an Arbeitskräften versuchte die Forstwirtschaft durch
Nutzholzprämien für Waldarbeiter, durch Beschaffung von Schuhen und
Arbeitskleidung und durch Lebensmittel zu kompensieren. Das Forstamt
wurde zum Krämerladen.

Anerkennenswerter Weise ist die Forstwirtschaft nicht dem Schwarzhandel
erlegen, im Gegensatz zur Sägeindustrie, wo die Neigung zu Rund-
und Schnittholzhortung und zur Einschränkung der Produktion unverkennbar
waren.

Nach dem 21. Juni, dem Tag der Währungsreform, brach der Schwarzmarkt
über Nacht zusammen. Der Mangel an flüssigen Mitteln zwang die
Betriebe, die gehorteten Bestände auf den Markt zu bringen.

1948 begann mit einem milden Winter. Ein Warmlufteinbruch brachte
im Schwarzwald Sturm- und Wasserschäden. Aber es waren nicht die einzigen
Schäden: eine Schwarzwildplage begann sich auszuweiten. Die deutschen
Jäger waren noch unbewaffnet und die Besatzungsmächte waren
nicht in der Lage, die Wildschweine zu reduzieren. Die Schäden in der
Landwirtschaft waren gewaltig.

Ein nasskalter Sommer ließ die Käfergefahr zurückgehen.

Der Einschlag von Käferholz in Baden betrug zwischen 1.4.-30.9.1948
620000 fm. Der Schwerpunkt lag im Bodenseegebiet.

Schlimmeres brachte die internationale Holzkonferenz in Marienbad,
die den Besatzungsmächten empfahl, der Waldbestand Deutschlands solle
vermehrt zum Wiederaufbau Europas herangezogen werden.

Der Wert des Dollars lag 1948 zwischen 230 und 280 RM.

Nach der Währungsreform lag der Dollarpreis bei ca. 4,- DM.

Die Holzpreise lagen bei > 120 % MZ für Fi/Ta-Sth. = 60- DM für
Kl. L4 und der Stundenlohn des Waldarbeiters zwischen 0,40 und 1,- DM
je nach Alter, Geschlecht und Ortsklasse.

Im Gegensatz zur „Bizone" hielt die franz. Besatzungszone weiterhin an
der Bewirtschaftung des Holzes fest und nahm damit an der überhöhten
Preisentwicklung in den übrigen Westzonen nicht teil.

Im Württembergischen Landtag erfolgte ein Proteststreik gegen die
Abholzung der Wälder durch die französische Besatzungsmacht. Am
27. April wies die Militärregierung darauf hin, dass diese Angelegenheit
außerhalb der Zuständigkeit der deutschen Behörden liege und dem französischen
Oberkommando vorbehalten sei.

Am 21.08.1948 veröffentlichte die Schweizer Zeitung „Die Tat" die
Vorgänge um die Abholzung der deutschen Wälder unter dem drastischen
Titel „Verbrechen ohne Nürnberg". An dieser Ausplünderung hätten sich


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