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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 412
(PDF, 115 MB)
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H.-R. Fluck/W. E. Schäfer

halb von Straßburg (wie die gleichfalls Freien Reichsstädte Nürnberg,
Nördlingen und Augsburg).

3. Zur übergreifenden Einordnung der Texte

Die durch unsere Recherchen vermehrte Liste der Gedichte Quirin Mo-
scheroschs legt insgesamt Zeugnis ab von einer erstaunlichen Produktion
in einer nur 52 Jahre währenden und jäh abgerissenen Lebenszeit. Es muss
Moscherosch leichtgefallen sein, in Versen zu gratulieren und zu kondolieren
, um Freundschaften und Beziehungen anzuknüpfen oder zu verstärken.
Ihre Sammlung in einer umfassenden Ausgabe, wie sie andere Autoren in
diesem Jahrhundert vorzulegen pflegten, war ihm nicht mehr vergönnt.

Die Adressaten seiner Gedichte lassen sich in vier geografische Felder
gruppieren. Da sind zum einen die Gedichte an Freunde und Bekannte im
Hanauerland, genauer: in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg links und
rechts des Rheins. An erster Stelle an das gräfliche Haus mit seinen Söhnen
, Töchtern und Verwandten des regierenden Grafen Johann Reinhard
EL, dann an Adlige, Amtleute und Pfarrkollegen in der Grafschaft.
Zum anderen wandte er sich an Professoren und Mitstudenten seiner Studienjahre
an der Straßburger Universität. Moscherosch blieb dem heimatlichen
Horizont und seiner Universität zeitlebens verbunden. An dritter
Stelle sind die Freunde und Bekannte zu nennen, die er auf seinen Reisen
in Nördlingen und Nürnberg 1646 und 1649 kennengelernt hatte, und mit
denen er zum Teil in Briefwechsel blieb. Schließlich pflegte Moscherosch
mit seinen Versen Kontakte zu Literaten meist geistlichen Standes wie
Johann Rist in Wedel bei Hamburg oder Johann Saubert in Nürnberg.

Je nach dem Status der Adressaten schrieb Moscherosch in Latein oder
deutscher Sprache, zumeist jedoch, den Impulsen der Sprachreformer folgend
, in deutsch. Seine Glückwünsche zu Studienerfolgen und Hochzeiten,
die Trauer- und Leichengedichte ohnehin, hat Moscherosch als geistlichen
Zuspruch verstanden. Das deutlichste Zeichen dafür liegt darin, dass er
vielen seiner Gedichte das griechische A und £2 vorangestellt hat, in Anspielung
auf Offenbarung I, 8: „Ich bin das A und das O, der Anfang und
das Ende." Es muss für die Zeitgenossen zu so etwas wie seinem Markenzeichen
geworden sein. Dass er dabei die Amtspflichten des Pfarrers sehr
weit fasste, zeigt sein Eintreten für die astrologischen Elemente im Kalender
von Markus Freund (siehe oben Nr. 4).

Als Lyriker gebrauchte Moscherosch den von Martin Opitz empfohlenen
Alexandrinervers, bevorzugte aber eine eher seltene, aus der Antike
stammende Gedichtform, das anagrammatische Gedicht. Es kommt durch
den Austausch der Buchstaben eines Namens oder eines Begriffes in der
Weise zustande, dass durch die Vertauschung ein neuer, oft überraschender
Sinn zutage tritt, ein Spiel für Schriftgelehrte eher als für spontane Dichter.


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