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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 507
(PDF, 115 MB)
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Geschichte und Geschichten um ein malerisches christliches Symbol mit ernstem Hintergrund 507

1870). Der Erfolg dieser Kriege lag unter anderem in der Schnelligkeit der
Heere begründet, und das ist wiederum eindeutig das Verdienst der berittenen
Truppen. Zu Soldaten bei den ,Berittenen und Bespannten' machte man
hauptsächlich die Männer aus der bäuerlichen Bevölkerung, die schließlich
mit Tieren umzugehen wussten. Man setzte bei ihnen gewissermaßen , Pferdeverstand
' voraus. Die Schwarzwaldsöhne fanden also vorwiegend bei den
berittenen Truppen in Karlsruhe Verwendung.

Nach abgeleisteter Dienstzeit beim Militär schaffte sich der Bauernsohn
sein Militärandenken selbst, indem er einen Hauptmann, den heiligen Lon-
ginus, zu einem Kreuz am heimatlichen Hof stiftete. Aber er stellte ihn
nicht dar als Römer, sondern als blauen Dragoner, wie er selbst einer gewesen
war! Heiliger und Stifterfigur also in einer Gestalt. "I0

Ob Longinus in den Bildern 1 und 2 eine blaue Uniform trägt, ist leider
nicht mehr auszumachen. Mit Hilfe einer Lupe ist aber deutlich zu erkennen
, dass er nicht als Römer, sondern als Dragoner mit dem typischen
Helm dargestellt ist. Leider gibt es den Lanzenträger am Longinuskreuz
des „Vierten Bauernhofs" in Hornberg-Niederwasser nicht mehr, weshalb
die „blaue" Dragoneruniform für dieses Kreuz nicht nachzuweisen ist.

Heiteres ums Longinuskreuz

Natürlich wollte Prof. Hermann Schilli, u. a. Gründer des im Jahre 1964
eröffneten Schwarzwälder Freilichtmuseums, auch in „seinem" Museum
ein Longinuskreuz präsentieren. Deshalb suchte er im Gebiet der ehemaligen
Kameralherrschaft Triberg um 1970 nach einem geeigneten Kreuz,
wobei das Objekt seiner Begierde dem Museumsstandort Gutach möglichst
nahe gelegen sein sollte. Es dauerte nicht lange und schon hatte er ein geeignetes
Kreuz in der „nicht all zu weiten Umgebung" gefunden, das sich,
so meinte er, fürs Museum anbot." Seine Bemühungen, das Kreuz zu erwerben
, führten zu einem interessanten, bisweilen auch heiteren Dialog mit
dem Eigentümer, der der Originalität wegen im Folgenden in Teilbereichen
wörtlich wiedergegeben wird. Angesichts des schon stark verwitterten
Kreuzes, „der Reiter und die Engel lagen beschädigt im Speicher und die
Marterwerkzeuge waren zum Teil morsch", fragte Schilli den Bauern, „was
er mit dem Kreuz vorhabe, wie er die weitere Vernichtung aufhalten wolle
". Er bekam zur Antwort: „Des versäg i nägschdens." Schillis Bitte, es
doch ins Freilichtmuseum zu geben, führte zu der Frage: „Wa biedener?"
Schilli bot ein neues Kruzifix und dreihundert Mark Handgeld. Darauf der
Bauer: ,jVo kennenern ha, awer, here ämol, zerscht mues des Kriz usge-
weiht were." Schilli versprach für die Ausweihung zu sorgen; per Handschlag
wurde das Geschäft besiegelt. Nachdem Schilli die Ausweihung
eingeleitet hatte, besuchte er den Bauern erneut, um die weitere Vorgehensweise
abzustimmen. Dem Bauern aber kamen nun neue Bedenken, die


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