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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 508
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508

Heinz Nienhaus

zu dem folgenden, interessanten Zwiegespräch in Offenburger (Schilli)
und der Mundart des Bauern führte:

Bauer: „Here ämol, i kann doch net de heilig Longinus in des evangelisch
Guedach nah lau?"

Schilli: „Loset Ihr mol, de Longinus isch gar kei Heilige. "

Bauer: „ Was sage Ihr, de heilig Longinus isch gar kei Heilige? Sin Ihr
au so e Neimodische ? Di sin jo verruckt, die Heilige abzschaffe. Denke an
d'heilig Agath, an d'heilig Kätter, an de Wendel, an de Saudoni, nei, die
schbinne, i blieb bi minem aide Glauwe." Mit erhobener Stimme fuhr er
fort: „De heilig Longinus mit de Lanze schtach dem Christus in de Ranze,
d'Lanze war lang u breit, in Ewigkeit Dreifaltigket. Des han i im Religionsunterricht
g'lehrt u dobi bliewi."

Schilli: „Loset ämol, de heilig Longinus kommt in Gutach in ä ganz katholische
Umgebung. Er kummt an de Hippeseppehof, un an dem un sinne-
re Kapell find r alli Heilige, de heilig Agath, de heilig Wendel, de Saudoni,
de heilig Kätter un vieli anderi."

Bauer: ,Jsch des de Hippeseppehof usm Kazteschteig? Den kenn i. Maa,
wenn des wohr isch, wa Ihr sage, no kennener de heilig Longinus ha. Awer i
will mi in Guedach devo iberzeige, i wurr bi de erschde Glegeheit nabfahre."

Kurz danach besuchte der Bauer das Freilichtmuseum. Schilli war sich
nun des Erwerbs sicher und fuhr mit einem Hornberger Bildhauermeister
und einem seiner Mitarbeiter auf den Hof; er wollte gleich die wesentlichen
Stücke des Kreuzes mitnehmen, bevor dem Bauern neue Einwände
einfielen. Erwartungsgemäß empfing der Bauer seinen Besuch auch sehr
freundlich mit den Worten: „S'isch wohr, Maa, wa Ihr gseit hen. Ihr kenne
de heilig Longinus ha, awer wa biedener?"

Schilli: „Ja, mir hen doch usgmacht, Ihr bikumme ä Kriz un dreihundert
Mark Handgeld. Hier hab i dr Herr Kühn, Bildhauermeischter in Hornberg
, mitbrocht, damit V Eiri Winsch wege dem Kriz beert."

Bauer: „Jo, des isch mr viel z 'wenig. Onder dreidausend Mark goht er
mer net vum Hof. Wissener, i loss de heilig Longinus herrichte un verkaufn
deno."

Schilli: „Ja, was glauwe Ihr, was des Herrichte koschdet? Herr Kühn,
was meine Sie dezu ? "

Kühn: „Nun, zweidaused Mark were nit lange."

Bauer: „Seil schbielt kei Roll, s'Denkmolamt zahlt's. "

Schilli: ,Jj)se Ihr mol. Wenn Ihr de heilig Longinus herrichte un widder
am Hof abringe len, dann b'sorg ich Eich e Zuschuß vum Denkmolamt, der
awer höschdens e Drittel der Koschde usmacht, un wenn V de heilig Longinus
verkaufe, denn miessener de Zuschuß z 'ruckzahle."

Bauer: letz, awer wa biedener?"

Schilli: „Ich blieb bi minem Angebot. Ä Kriz un dreihundert Mark
Handgeld. Des isch mi letschdes Wort. "


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